Stuckdekor und Sichtbeton, Luxus und Leerstand | Geschichten von Postbauten

Ausgabe

DAS ARCHIV 4/2019

Autorin: Margret Baumann

Seiten: 8-15

Im Zuge der Privatisierung der Bundespost, die einherging mit der postalischen Wiedervereinigung, entschieden Deutsche Post und Deutsche Telekom AG, den Großteil ihres Immobilienbesitzes, so nicht mehr „betriebsnotwendig“, zu verkaufen. Sukzessive, im 1000er-Paket oder als Firmenübernahme, bekamen frühere Dienstgebäude und Wohnungen der Bundespost neue Eigentümer. Viele Gebäude, viele Geschichten.

„Russischer Investor kauft Residenzpost“, „Investor plant im Postpalast ein Luxushotel“, „Luxus-Hotel in Nürnberger Post-Rundbau“ – so lauten Schlagzeilen aus den letzten Jahren zur aktuellen Entwicklung historischer Postbauten. Für Berlin unternahm Hans Hübner vor zehn Jahren im ARCHIV eine Bestandsaufnahme: „Repräsentative Objekte in 1a-Lage und auch denkmalgeschützte Gebäude haben häufig bessere Chancen, Investoren und Mieter zu finden“, lautete damals eine Erkenntniss des Autors, und so scheint es geblieben zu sein. Während einerseits wilhelminische Prunkarchitektur einstiger Oberpostdirektionen, in luxuriöse Wohnquartiere verwandelt, eine hochpreisige Zukunft hat, während international tätige Investoren geschichtsträchtige Bauten in Hotels und Event-Locations verwandeln, kennzeichnen andererseits Überschriften wie „Chronik eines angekündigten Abrisses“, „25 Jahre Leerstand“ oder „Schandfleck muss verschwinden“ bauliche Tristesse, langjährigen Leerstand und verfallende Spekulationsobjekte.

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