Rundfunkentstörung bei der Deutschen Reichspost
Rote Renner gegen Störenfriede
Rundfunkentstörung bei der Deutschen Reichspost
Radiohören war in den Anfangsjahren kein uneingeschränktes Vergnügen. Selbst gebaute Apparate mit schlechten Batterien und Wackelkontakten krächzten und pfiffen, von der Rundfunkansprache des Reichskanzlers kurz vor Weihnachten 1923 sei nichts zu hören gewesen als „knarrende Geräusche“, schrieben enttäuschte Hörer. Der Reichspost war daran gelegen, „Störenfriede“ zu identifizieren und sie auszuschalten.
Die Qualität der Übertragung war das, was die Empfänger an ihren Heimgeräten unmittelbar berührte. Bei der Übertragung von Konzerten, Opern und Lesungen war es besonders ärgerlich, wenn der Empfang nicht klar war, sondern durch Nebengeräusche wie Knistern, Rauschen, Knattern und Pfeifen – mal nur gelegentlich, im ungünstigsten Fall ständig – gestört wurde. Deshalb kam der Rundfunkentstörung, aber auch der Antenne, eine große Bedeutung zu. Die Rundfunkentstörung, so Ingo Fessmann in einem Buch über den Rundfunk in der Weimarer Republik, sei mit einer „heute kaum mehr vorstellbaren Anteilnahme der Öffentlichkeit“ diskutiert worden. Zahlreiche Rechtsfälle, Abhandlungen und sogar Dissertationen befassten sich seinerzeit mit diesem Thema, das den Erfolg oder Misserfolg des Weimarer Rundfunks wesentlich beeinflusste.
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