DIE GESCHICHTE DER DGPT

Die Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte wurde am 23. Juni 1949 in Miltenberg von 27 Vertretern der damaligen Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des vereinigten Wirtschaftsgebietes, der Oberpostdirektion und der Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern als „Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte“ mit Sitz in Frankfurt am Main aus der Taufe gehoben. Die Gesellschaft wurde 1994 in „Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte“ umbenannt und hat heute ihren Rechtssitz in Bonn. Die Geschäftsstelle nimmt ihre Aufgaben von Frankfurt am Main aus wahr. Fast zehn Jahre nach der Postreform ist die Konsolidierungsphase der DGPT nahezu abgeschlossen. Der Verein steht in enger Beziehung zu den Aktiengesellschaften Deutsche Post, Deutsche Telekom und Deutsche Postbank sowie zur Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte und zur Museumsstiftung Post und Telekommunikation mit ihren angegliederten Museen. Die Museumsstiftung betrachtet die Mitglieder der DGPT als Förderkreis der Museen, dem sie besondere Vorteile (exklusive Angebote, Rabatte, regelmäßige Informationen) gewährt.

ANFÄNGE IN BAYERN

Die „Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern“

Die Ursprünge der „Deutschen Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte“ gehen auf eine bayerische Initiative zurück. Schon im Dezember 1921 bildete sich in München eine Anschrift zur Erforschung der bayerischen Postgeschichte. Bereits im Jahr darauf folgte die formelle Gründung einer „Gesellschaft zur Erforschung der bayerischen Postgeschichte“ (später auch „Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern“ genannt).
Dieser Verein ist der älteste und erste seiner Art. Denn anders als die zahlreichen philatelistischen Vereine, die bereits ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland entstanden, ist dieser posthistorisch orientierte Geschichtsverein keine Interessenvertretung von (Briefmarken-) Sammlern. Seine Vereinstätigkeit wurde vielmehr vom ersten Tag an durch die enge Bindung an die Postverwaltung und ihre Mitarbeiter entscheidend geprägt.

Karl Stingl und die Abteilung VI in München

Sicher ist es kein Zufall, dass der Geburt dieses Vereins umwälzende Veränderungen und Umstrukturierungen der bayerischen Postver- waltung vorausgegangen waren. Mit dem Poststaatsvertrag vom 1. April 1920 wurde erstmals für das gesamte Deutsche Reich eine einheitliche Postverwaltung geschaffen. Damit musste die bis dahin unabhängige bayerische Post- und Telegraphenverwaltung in der sogenannten „Verreichlichung“ ihre Selbstständigkeit endgültig aufgeben.
Mit dem Verlust an Autonomie in der Verwaltungsrealität wuchs gleichzeitig der Wunsch, die bayerische Postgeschichte forschend in Erinnerung zu erhalten. Dabei bildeten personelle Überschneidungen und enge Verknüpfungen mit der neuen Postverwaltung die Basis für die Vereinstätigkeit der Gesellschaft. So liefen anfangs alle Fäden in der neu eingerichteten Sonderabteilung des Reichspostministeriums in München zusammen. Diese Abteilung VI (auch Abteilung München

oder Referat 6 genannt) wurde als Zugeständnis und Ausgleich an Bayern im Rahmen des Staats- vertrags eingerichtet. Sie sicherte der bayerischen Post innerhalb der Einheitsverwaltung der Deutschen Reichspost (DRP) weiterhin eine Sonderstellung zu. Karl Stingl, 1921 Leiter der Abteilung und späterer Reichspostminister, übernimmt die Geschäftsführung der Gesellschaft und überträgt deren gesamten Geschäftsbetrieb seiner Sonderabteilung.

Das „Archiv für Postgeschichte in Bayern“

Bereits 1922 gibt die Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Das Bayerland“ posthistorische Artikel heraus. Drei Jahre später veröffentlicht die Gesellschaft erstmals mit dem „Archiv für Postgeschichte in Bayern“ zusammen mit dem Reichspostministerium eine eigene posthistorische Zeitschrift. Nicht nur im Titel, auch in Aufmachung und inhaltlicher Ausrichtung ist das bayerische Archiv direktes Vorbild für das spätere „Archiv für deutsche Postgeschichte“, das heutige ARCHIV.
Mit einer kurzen kriegsbedingten Unterbrechung erscheint die bayerische Zeitschrift wieder ab 1949, ab 1950 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundespost und bis 1995 parallel zum „Archiv für deutsche Postgeschichte“.

Das Ende der „Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern“

Bis Mitte der 1990er Jahre wird die Umstrukturierung der deutschen Postverwaltung abgeschlossen und die Nachfolgeunternehmen der Bundespost ziehen sich aus der Förderung des bayrischen Vereins zurück. Das Fortbestehen der bayerischen Gesellschaft scheint gefährdet. Letzte Rettung ist schließlich 1995 die Verschmelzung der Gesellschaft mit der „Gesellschaft für deutsche Postgeschichte“. Die gut 4.000 Mitglieder aus Bayern werden daraufhin in die DGPT integriert und finden in der neugeschaffenen Region SÜD eine Heimat.
Das „Archiv für Postgeschichte in Bayern“ wird aus Kostengründen als eigenständige Zeitschrift eingestellt. Mit einer eigenen regionalen Ausgabe des „Archiv für deutsche Postgeschichte“ , das unter dem neuen Namen „Post- und Telekommunikationsgeschichte“ erscheint, wird an die Tradition der bayrischen Zeitschrift angeknüpft.

GRÜNDUNG

Die Entstehung der Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte

Eine bayerische Vision wird Wirklichkeit

Schon die Gründer der „Gesellschaft zur Erforschung der bayerischen Postgeschichte“ denken an eine Vereinstätigkeit, die regional über Bayerns Grenzen hinausreicht. Im März 1922 fordert Karl Stingl als Geschäftsführer der bayerischen Gesellschaft in einem Schreiben an sämtliche Oberpostdirektionen dazu auf, in jedem Postverwaltungsbezirk einen Referenten für die Erforschung der regionalen Postge- schichte abzustellen. Inwieweit dieser Aufruf zu Reaktionen führt, ist heute nicht mehr auszumachen. Umfassend realisiert werden seine Ideen aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1949 mit der Gründung der „Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte“.

Der erste Anstoß

Den unmittelbaren Anstoß für die Gründung dieser deutschlandweit aktiven Gesellschaft gibt der stellvertretende Direktor der damaligen Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des vereinigten Wirtschaftsgebiets (HVPF), Zaubitzer. In einem Schreiben an alle Oberpostdirektionen im Februar 1949 regt er die Einrichtung eines Vereins an, um alle Freunde der Postgeschichte und Postgeschichtsforscher und -schreiber zusammenzuschließen und die Erforschung der Postgeschichte neu zu beleben.

Bereits in diesem ersten Aufruf setzt Zaubitzer das Fundament für die institutionelle Anbindung, die den Verein mit der Deutschen Bundespost von Beginn an verknüpft. Er verortet die Postgeschichtsforschung innerhalb der Institution Post, wenn er schreibt, dass eine erfolgreiche Forschung aus der Initiative der Beamtenkreise entspringe und die Postgeschichte ihre besten Förderer in den Angehörigen der Deutschen Post finde.

Die Gründung der GfDP in Miltenberg

Diese Ideen werden auf einer posthistorischen Tagung vom 21. bis 23. Juni 1949 in Miltenberg konkretisiert. Unter den 27 Teilnehmern sind 25 Vertreter der HVPF und der Oberpostdirektionen (OPD) sowie zwei Vertreter der Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern. Nicht wenige von Ihnen sind posthistorisch „vorbelastet“ und haben sich schon vor dem Krieg mit Forschungsarbeiten zur Postgeschichte hervorgetan. Neben Konrad Schwarz zum Beispiel, der Die Entwicklung der Deutschen Post (1931) verfasste, nimmt auch Karl Sautter an der Tagung teil. Seine Geschichte der Deutschen Post, deren erster Band 1928 erschien, ist ein Grundlagenwerk zur Postgeschichte.

Am letzten Tag der Veranstaltung wird die Einrichtung der „Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte“ beschlossen. Als Dachorganisation soll sie der Zusammenfassung regionaler Bezirksgruppen dienen, die sich an den Verwaltungsbereichen der Oberpostdirektionen orientieren. Schon jetzt wird eine eigene Zeitschrift als zweites Standbein der Vereinstätigkeit formuliert. Sie erscheint erstmals 1953 als Archiv für Deutsche Postgeschichte.

Gleich mehrmals Geburtstag

Obwohl der Verein mit Wirkung zum 1. August 1949 in Miltenberg gegründet wird, stellt man die offizielle Gründung im Wissen der bevorstehenden Bildung der Deutschen Bundespost zurück. Knapp zwei Monate nach dem Startschuss der Deutschen Bundespost wird am 30. Mai 1950 auf einer erneuten Gründungsversammlung die Vereinsgeburt mit Wirkung zum 1. Juli 1950 besiegelt und ein neues Gründungsprotokoll dem Frankfurter Amtsgericht vorgelegt. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgt schließlich am 22. Februar 1951.

Originales Grußtelegramm, das Dr. Heinrich Hartmann, ehemaliger Präsident der OPD Hamburg, zur Eröffnung der posthistorischen Tagung nach Miltenberg schickte (© DGPT e.V.)

DIE INSTITUTIONELLE BINDUNG AN DIE DEUTSCHE BUNDESPOST

Die Entstehung der Bezirksgruppen

Die ersten Jahre des Vereinsbestehens stehen ganz im Zeichen der Mitgliederakquise. Schon früh bedient sich die Gesellschaft dabei der Institution Post, deren Mitarbeiter die primäre Zielgruppe des Vereins sind. Am 30. Juli 1951 werden erstmals die Oberpostdirektionen zur Gründung von regionalen Bezirksgruppen aufgerufen. Schon im Juni 1952 sind es 15. Zum Januar 1953 zählt die Gesellschaft bereits 18 Bezirksgruppen auf dem Bundesgebiet und eine in West-Berlin. Als 1957 auch in Saarbrücken eine Oberpostdirektion eingerichtet wird, gründet sich vor Ort die 20. Bezirksgruppe der Gesellschaft. Damit ist die Gesellschaft in allen Oberpostdirektionen der Bundespost vertreten. Davon ausgenommen sind allein München und Regensburg, wo die „Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte in Bayern“ aktiv ist.

Die Gesellschaft und die Postreform

40 Jahre profitiert die Gesellschaft ungemein von der engen Bindung an die Deutsche Bundespost. Die Privatisierung der deutschen Postverwaltung stürzt den Verein jedoch in eine strukturelle Krise. Die 1990er Jahre stehen ganz in dem Bemühen, sich der neuen institionellen Situation anzupassen. Bis 1995 wird eine grundsätzliche Neuorganisation beschlossen, die beispielsweise auch die regionale Struktur der Gesellschaft betrifft. So werden die 21 Bezirksgruppen auf sechs Regionalbereiche reduziert, die nun mit der Region OST auch erstmals Ostdeutschland organisatorisch miteinbeziehen. Die Geschäftsstelle konzentriert seitdem sämtliche Verwaltungsabläufe in Frankfurt. Daneben wird die Gesellschaft in „Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e.V.“ umbenannt. Auch der Zweck des Vereins wird nun offener formuliert und nennt statt „der Pflege und Erforschung der deutschen Post- und Fernmeldegeschichte“ allgemeiner die „Volks- und Berufsbildung durch die Pflege und Erforschung der Kommunikationsgeschichte“ (Satzung 1995).