10 Jahre Berkom

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1996/2

Autor: Jürgen Kanzow

Seiten: 48-53

Vor zehn Jahren, am 1. Februar 1986, startete das Projekt BERKOM. Initiiert vom damaligen Bundespostministerium in enger Abstimmung mit dem Berliner Senat, erhielt die Deutsche Telepost Consulting DETECON GmbH den Auftrag, das BERKOM-Projekt durchzuführen, aus dem ab dem 01.01.1993 die DeTeBerkom hervorging.

Mit dem Projekt betrat die Deutsche Bundespost Neuland. Erstmals unternahm ein Netzbetreiber den Versuch, durch gezielte Forschung und Entwicklung die Nutzung eines neuen öffentlichen Telekommunikationsnetzes vorzubereiten. Es ging um das Breitband-ISDN und den geplanten Aufbau eines Glasfasernetzes von Teilnehmer zu Teilnehmer. Die Einführung des ISDN hatte gerade begonnen, und es zeigte sich bereits, daß die Schilderung der technischen Vorzüge dieses neuen, auf der Digitalisierung des Telefonnetzes aufsetzenden Netzes nicht ausreichte, Nachfrage bei den Kunden zu stimulieren. Wenn aber schon das vergleichsweise einfach zu verstehende ISDN nicht zum „Selbstläufer“ wurde, dann war für das Breitband-ISDN noch mehr zu befürchten, daß hohen Einführungsinvestitionen für den Netzaufbau auf lange Zeit keine adäquaten Einnahmen aus der Nutzung des Netzes gegenüberstehen würden. Die damalige Planung der Deutschen Bundespost sah vor, mit dem Aufbau des Breitband-ISDNim Jahre 1990 zu beginnen; BERKOM sollte bis zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung von Anwendungen so weit vorangebracht haben, daß zwischen Angebot von Breitbandkommunikation und deren Nachfrage keine allzu großen zeitlichen Diskrepanzen zu erwarten waren. Im Vorlauf zum Breitband-ISDN hatte die Deutsche Bundespost bereits ab 1983 mit dem Aufbau des VBN (Vorläufer Breitbandnetz) begonnen, das vor allem für einen hochqualitativen Videokonferenzdienst gedacht war. An das VBN waren in seiner „Blütezeit“ rund 500 private Videokonferenzstudios angeschlossen, womit in der Bundesrepublik Deutschland allein etwa genau so viele Videokonferenzteilnehmer vorhanden waren, wie „im Rest der Welt“ zusammengenommen. Dennoch reichte dieser Erfolg nicht aus, um das VBN in die Kostendeckung zu führen, so daß der Betrieb des Netzes inzwischen eingestellt werden mußte. Historie mittlerweile, dennoch im Nachhinein betrachtet eine Bestätigung neuerer Erkenntnisse auch aus den Berkom-Arbeiten, die zeigten, daß einem Quantensprung in der Telekommunikation – und anders ist der Übergang von der „Schmalband“- zur Breitbandkommunikation nicht zu sehen – auch ein entsprechend großer Schritt in der Anwendung folgen muß, wenn eine wirtschaftliche Balance erreicht werden soll.

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