150 Jahre ärztlicher Dienst bei der Deutschen Post

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1988/1

Autor: Helmut Fischer

Seiten: 127-162

Im Wandel des ärztlichen Dienstes bei der deutschen Post während der 150 Jahre seines Bestehens spiegeln sich sowohl in der personellen Besetzung als auch in seiner Funktion und Organisation die Strömungen der Zeit wider. Die geschichtliche Darstellung wäre ohne ein Eingehen auf die gesellschafts-und sozial-politischen sowie ökologisch-hygienischen Besonderheiten der jeweiligen Epoche unvollständig, weil oft erst hieraus die Beweggründe der Postverwaltung für ihre Entscheidungen erkennbar werden. Da zahlreiche Akten des General- und Reichs-Postamts, sowie des Reichspostministeriums infolge Verlust durch Kriegseinwirkungen (1943/45) nicht mehr zur Verfügung standen, mußte vielfach auf Sekundärliteratur zurückgegriffen werden.

Das 3. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts lag in der Zeit des Biedermeier. Es war die Zeit eines Spitzweg, Möricke, Schinkel und R. Schumann, eines Humboldt, Liebig, Gauß und Morse, aber auch eines Heine, R. Wagner und Hegel mit bürgerlicher Emanzipation und zunehmend sozialkritischen Auffassungen sowie aufstrebenden Naturwissenschaften und beginnender Industrialisierung. In dieser Epoche der frühen Gründerjahre führte der verstärkte Zustrom der Landbevölkerung in die Städte zu entsprechenden Sozial- und Verkehrsproblemen. Hauptverkehrsträger blieb trotz des einsetzenden Aufbaus eines Eisenbahnverkehrsnetzes noch für mehrere Jahrzehnte die Post mit ihren Postkutschen.

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