75 Jahre Internationale Antwortscheine deutscher Ausgabe

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1983

Autor: Horst Diedrichs

Seiten: 17 – 72

1 Einleitung

Nachdem die Verhandlungen des sechsten Weltpostkongresses in Rom nach beinahe siebenwöchiger Dauer am 23. Mai zu Ende gegangen waren, hat am 26. Mai 1906 die Unterzeichnung der neuen Vertragsdokumente stattgefunden. Mit dem Inkrafttreten der neuen Vertragsbestimmungen am 1. Oktober 1907 wurden weltweit die Internationalen Antwortscheine (IAS oder allgemein AS) eingeführt. Seitdem hat sich dieser Service zu einem festen Bestandteil im Postdienst fast aller, dem Weltpostverein angehörenden Länder entwickelt. Als von seinem Umsatz her unbedeutend und für die Postverwaltungen wohl kaum gewinnbringend, läuft diese Dienstleistung unauffällig, aber als echter Dienst am Kunden am Rande des großen Postgeschehens ab. Auch heute noch, bei einem erheblichen Teil der Postkunden unbekannt, bleiben seine Möglichkeiten vielfach ungenutzt. Dagegen wird er vom Handel und besonders der Werbung gezielt eingesetzt, wohlwissend, daß der Korrespondent sich durch die Vorauszahlung der Posttaxe leichter zu einer Antwort veranlaßt sieht, die er sonst wahrscheinlich unterlassen hätte. In seiner grafischen Gestaltung eher wie ein zu klein geratener Geldschein wirkend und ohne die heute vielfach üblichem spektakuläre Ausgabenpolitik, ist der AS für die meisten Briefmarkensammler unattraktiv.

Dennoch: 75 Jahre IAS sind Anlaß genug, Rückblick zu halten. Ein Rückblick, der nicht ohne Betrachtung der wechselvollen, politischen und wirtschaftlichen Geschichte Deutschlands in diesem Jahrhundert, und der auch nicht isoliert vom Auslandspostverkehr oder der Zugehörigkeit zum Weltpostverein vollzigen werden kann. Darin, daß für dieses bisher fast unbearbeitete Randgebiet des AS-Dienstes fast ausschließlich auf (teilweise nur noch sehr schwer beschaffbares) amtliches Quellenmaterial zurückgegriffen werden mußte, dürfte für den Leser und die posthistorische Authentizität ein großer Vorteil liegen.

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