Abschied vom Westberliner Postmuseum nach 32 Jahren

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1999/2

Autor: Jürgen Brecht

Seiten: 33-36

Das neue Berlin kehrt Schritt für Schritt zurück in seine alte Funktion einer erstrangigen Metropole. Sicher sind derzeit noch etliche Abstriche zu machen, aber auch Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden – doch immerhin findet sich Berlin mit seinem breiten Spektrum einer Kunstmetropole bei der Haupt- und Weltstadt-Wertung bereits unter den Top 10 der Welt! Die Fachmuseen der Hauptstadt tragen ihren Teil dazu bei und so ist es an der Zeit, daß auch Post- und Kommunikationsgeschichte ihre neue alte Heimstatt finden. In der Leipziger-/Mauer-Straße ist an die über 100jährige Tradition mit wiedervereinten Schätzen in dem Bestreben anzuknüpfen, erfolgreich dem Interessierten die jahrhundertealte Kulturgeschichte und unglaubliche technologische Entwicklung der POST vor Augen zu führen. Wenn nun insbesondere das ehemalige Westberlin von „seinem“ Berliner Postmuseum endgültig Abschied nimmt, so sollten die Zähren in unseren Augen dennoch Freudentränen sein!

Der Zweite Weltkrieg hinterließ ein vernichtetes Deutschland; Hunger und Not kennzeichneten die Jahre. Der Wiederaufbau unseres Landes stand im Mittelpunkt unserer Nachkriegsgeschichte.

Im Ortsteil unserer Zeit lebte seit 1958/1960 in dürftig geflickten Räumen am Traditionsstandort die Postgeschichte mit dem fort, was man fand und zusammentragen konnte.

In den Westsektoren sah es ganz anders aus: Traditionelle Postgeschichte gab es nicht. Nachdem die Versuche des (Westberliner) Senats von Berlin, ein Deutsches Postmuseum in der Stadt zu errichten, im Jahre 1954 endgültig gescheitert waren, entschloß sich die Landespostdirektion Berlin hier wenigstens eine auf Berlin bezogene Sammlung einzurichten. Was man an Objekten und Dokumenten vorfand, fiel äußerst bescheiden aus.

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