Alte Objekte, neue Verfahren

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Alte Objekte, neue Verfahren

Ein Blick in Datenbank und Restaurieungswerkstatt der MSPT

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2022

Autorin: Margret Baumann im Gespräch mit Lisa Schuberthan

Seiten: 76 – 78

Im Jahr 2021 gelangten durch Ankauf und Schenkung 589 Objekte und 7 202 philatelistische Objekte in die Sammlungen der MSPT. „Ausstellungsfähig, Originalzustand, gebraucht, funktionsfähig, Konservierung erfolgt, neuwertig, Reinigung notwendig, Restaurierung erfolgt, überrestauriert“ – das sind einige der Kategorien, in die die Objekte eingeteilt werden mit entsprechendem Vermerk in der Datenbank. Margret Baumann hat mit Lisa Schuberhan, die mit Julia Hammerschied das Restauratorinnen-Team der MSPT bildet, über die Geschichte der Restaurierung bei der MSPT gesprochen. Und im Besonderen über einige Objekte, die in jüngerer Zeit einer restauratorischen Behandlung unterzogen wurden.

Lisa Schuberthan in der Restaurierungswerkstatt im Depot des MfK Frankfurt in Heusenstamm

Lisa Schuberthan prüft die Bemalung eines Zustellkarrens. Mit detektivischem Spürsinn und modernen Analysemethoden kann die Aufschluss gewinnen über die Authenzität eines Objektes.

Gibt es unter all den Objekten, die durch Ihre Hände gingen, das eine das Ihnen besonders in Erinnerung ist?
Lisa Schuberthan: Dazu gehört ein Fernsprechtischapparat von Siemens und Halske, den Lioba Nägele, unsere Kustodin für Nachrichtentechnik am Museum für Kommunikation in Frankfurt, im März 2021 aus Privatbesitz für die Stiftung erwerben konnte. Ich habe den Apparat in Berlin persönlich in Empfang genommen und das aufwendig dekorierte Gerät in die Werkstatt nach Heusenstamm transportiert. Dort war schon ohne Lupe sichtbar, was der Enkel der früheren Besitzerin mir erzählt hatte: „Meine Mutter hat das Telefon immer gründlich poliert!“ Die Spuren dieser Pflege waren deutlich am Objekt zu sehen. Auf der Oberfläche der dekorierten Hörerablage aus einer Kupferlegierung befanden sich überall weiße Reste eines Poliermittels. Sie zeugen davon, dass der Apparat, der zur Zeit seiner Herstellung wohl auch eine repräsentative Bedeutung hatte, sehr wertgeschätzt wurde. Aus meiner Sicht als Restauratorin sind diese Spuren zwar Zeugnisse des Lebens, andererseits sind sie hygroskopisch, ziehen also Feuchtigkeit an. Dadurch kann in den Vertiefungen der Verzierung ein für das Metall ungünstiges Klima entstehen und Materialabbau durch Korrosion zur Folge haben. Ich habe daher die Partikel mithilfe von verschiedenen Bürsten, Wattestäbchen und Lösungsmitteln reduziert – die Geschichte der reinlichen Vorbesitzerin aber in der Datenbank vermerkt, um sie zu erhalten; unser Magazinverwalter Frank Heil hat das Objekt, nachdem ich es zusätzlich mit mikrokristallinem Wachs konserviert hatte, forografiert, gemessen und gewogen und auch diese Informationen in die Datenbank übertragen.

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