Anhang I |Ein Vergleich der Reisschen Tongeber mit neueren Instrumenten

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1963

Autor: Silvanus P. Thompson., B.A., D. Sc.

Seiten: 48 – 52

Jeder, der einmal due mannigfachen Formen der Reisschen Tongeber miteinander vergleicht, wird sicherlich feststellen, daß trotz der großen Vielfalt zwei Dinge bewahtrt blieben, die von fundamentaler Bedeutung sind. Das eine ist das „Trommelfell“ zum Auffangen der beim Sprechen entstehenden Schallwellen, das zweite eine elektronische Vorrichtung, die aus zwei miteinander in losem oder nur mangelhaftem Kontakt stehenden Teilen besteht. Diese Vorrichtung wird so mit dem „Trommelfell“ verbunden, daß dessen Schwingungen die Festigkeit des Kontaktes ändern; infolgedessen wird der zwischen den Kontaktteilen fließende Strom mehr oder minder unterbrochen. Selbstverständlich war jedem, der sich mit Elektrizität beschäftigte, lange vor der Zeit von Reis bekannt, daß ein schlechter, mangelhafter oder loser Kontakt dem Strom einen Widerstand entgegensetztm wodurch der Stromfluß beeinträchtigt wird. Bei allen üblichen telegraphischen und elektrischen Apparaten achtete man streng darauf, lose oder mangelhafte Kontakte durch Verwenden von Klemmschrauben und festen Verbindungsklemmen zu vermeiden. Aber Reis, der zu der Einsicht gekommen war (s. S. 30), daß sich durch den magnetisierenden Strom hervorgerufende Wirkung entsprechend den durch die Stimme erzeugten Schallwellen ändern müsse, nutzte gerade duese Eigenschaft eines mangelnden Kontaktes aus. Da beio ihm der Widerstand vom Berührungsgrad abhängt, baute Reis eine Apparatur, bei der die Stimme auf den Festigkeitsgrad des Kontaktes wirkte. Das war das Wesen seiner Tongeber. Mit anderen Worten: er benutzte die Stimme dazu, die Stärke eines von einer Batterie gelieferten Stromes zu regeln und zu verändern. Seie Unterbrecher können deshalb mit Recht als „Kontaktstromregler“ bezeichnet werden; in der Sprache der Technik würde das heißen, das Entscheidende dieses Teiles der Erfindung lag darin, eine Membran mit einem Stromregler auf dem Prinzip eines veränderlichen Kontaktes zu kombinieren.

In einem anderen Teil des Anhanges wird beschrieben werden, was such an einem mangelhaften oder veränderlichen Kontakt abspielt. Weiterhin wird gezeigt werden, was sich für die Änderung des elektrischen Widerstandes ergibt, wenn sich die Kontaktfestigkeit ändert. Hier genügt die Feststellung, daß es unmöglich ist, den Grad eines Kontaktes bei zwei nur leicht gegeneinander drückenden, stromleitenden Körpern zu ändern, ohne gleichzeitig den Widerstand zu ändern. Wenn zwei Oberflächen so gegeneinander gedrückt werden, daß ein guter Kontakt entsteht, fließt der Strom besser, da er weniger Verstand findet. Ändern wir aber die Festigkeit des Kontaktes dadurch, daß wir den aufeinander geübten Druck oder die Größe der such berührenden Flächen verändern, so können weniger Atome des eines Teiles die des anderen berühren; der Strom findet so ein größeres Hindernis vor und kann nicht mit der gleichen Stärke wie zuvor fließen. Der Stromkreis ist „teilweise unterbrochen“, um den von Reis verwandten Ausdruck zu gebrauchen.

(…)