Anhang IV | Die Lehre vom modulierten Strom

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1963

Autor: Silvanus P. Thompson., B.A., D. Sc.

Seiten: 61 – 67

In den vorhergehenden Anhängen wurde gezeigt, daß sich bereits 1863 am Reisschen Telephon alles befand, was bei einem Telephonsystem für den Sender wie für den Empfänger wesentlich ist. Doch bleibt es notwendig, der doktrinären Meinung entgegenzutreten, daß Reiß nie beabsichtigte, einen modulierten Strom zu gebrauchen, weil er nicht ausdrücklich zwischen einem modulierten und einem unterbrochenen unterschied. Diese Meinung wurde von den Personen bestärkt, die sich in die Idee verrannt hatten, Sprache könne nicht durch einen Geber übertragen werden, der den Strom öffnet oder schließt.

Es stimmt, daß Reisin keiner seiner Arbeiten ausdrücklich den Ausdruck „modulierter Strom“ verwendete: aber es ist ebenso sicher, daß – ob erwähnt oder nicht – er einen solchen verwandte und zu verwenden beabsichtigte. Er kümmerte sich nicht um die genaue Weise, in der der Strom floß, und hatte nur das Endziel vor Augen, daß die Schwingungen am Anker des Empfängers denen des Senders ähnlich sein sollten. Das legte er mit großer Klarheit und mit Nachdruck als sein leitendes Prinzip nieder; und er kümmerte sich nicht um das mittelbare Problem, wie der Strom das bewerkstelligte. Er prägte das Wort, der Elektromagnet am Empfängerende solle in Übereinstimmung mit den Schwingungen, die von der Luft dem „Trommelfell“ seines Senders aufgeprägt werden, magnetisiert und entmagnetisiert werden, damit die Armatur in solche Schwingungen versetzt wird, die denen der Stimme des Sprechers ähnlich sind, Wenn das „Trommelfell“ des Gebers vibrierte, oscillierte oder in Schwingungen geriet – diese Ausdrücke sind synonym – so muß es auch die Armatur des Empfängers tun.

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