Archive in Hessen
„Gegenwart und Zukunft abbilden“
Archive in Hessen
Die Zahl von Archiven in Deutschland und die Bandbreite ihrer Sparten ist riesig. Auf dem Archivportal der Deutschen Digitalen Bibliothek sind rund 2 500 Archive gelistet. Auf Arcinsys, der hessischen Archivdatenbank, sind es 3 Staatsarchive, über 200 Stadt-, Gemeinde- und Kreisarchive, etliche Kirchen-, Familien- und Wirtschaftsarchive, darunter die der großen Banken. Hinzu kommen rund 20 Medienarchive, zahlreiche Universitätsund viele „sonstige Archive“, vom Archiv der deutschen Jugendbewegung bis zu einigen Museumsarchiven wie dem des Jüdischen Museums oder des Museums für Kommunikation in Frankfurt.
Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sei es – so das Hessische Landesarchiv –, „unsere Gegenwart und jüngere Vergangenheit abzubilden und im historischen Bewusstsein zu bewahren“. Aber tun das nicht auch Museen? „Ein Museum ist kein Archiv und kein Aufbewahrungskasten, es soll ein sozialer Ort sein“, lässt sich mit dem Zitat einer Volontärin antworten. Oder auch so: „Der Unterschied liegt darin, dass es sich beim Museumsgut um Gebrauchs- oder Kunstgegenstände und beim Archivgut um Informationsträger handelt“, wobei zu vielen Museen ein Archiv gehört und nicht wenige Archive auch Ausstellungen machen.
Mehrheitlich bewahren Archive unveröffentlichte Dokumente wie Urkunden, Briefe, Manuskripte, Nachlässe, Akten oder auch Bild- und Tonaufnahmen auf. Dabei handelt es sich meist um Unikate und um Materialien, die Archiven eher angetragen werden denn systematisch erworben. Auch dies ein Unterschied zu Museen und Bibliotheken. „Das Archiv ist ein Ort der Ansammlung und nicht der Sammlung. Hier spielt der Zufall eine größere Rolle als die gezielte Steuerung, denn Archivgut fällt an und wird nicht eigens gesucht und in aller Regel nicht käuflich erworben“, so die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann. Sie schreibt auch davon, dass die schiere Menge an Archivgut in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch angewachsen sei – und dass „zwischen 1950 und 1987 die gleiche Menge an Archivgut entstand wie zwischen den Jahren 500 und 1950“. Dass sich die Archivbestände so enorm vermehrt haben, mag eine weitere Zahl verdeutlichen: 2009 waren es nach Assmann „drei Millionen laufende Meter“ Archivgut in Deutschland.
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