Aus der Entwicklung der elektromagnetischen Telegrafenapparate

Ausgabe

DAS ARCHIV 2/1979

Autor: Wolfgang Klein

Seiten: 147 – 165

Im dritten und letzten teil dieser Arbeit (s. Hefte 2/1976 und 2/1978) sollen die elektromagnetischen Schreibtelegrafen und Klopfer behandelt werden. Für diese Geräte verwendete man eine vereinbarte Schrift, im Volksmund „Morseschrift“ genannt, die bei den schreibenden Geräten auf einem Papierstreifen einedrückt, mit Bleistift bzw. Farbrad aufgezeichnet und bei den Klopfern in Form von Klopfgeräuschen akustisch hörbar gemacht werden konnte. Diese Art von Geräten wurde sehr frühzeitig entwickelt, da man mit ihnen die Hauptforderungen an Telegrafengeräte im wesentlichen erfüllen konnte, nämlich robuste, betriebssichere mechanische Konzeption, relativ billige Herstellung, einfache elektrische Schaltung, im gegensatz z.B. zu den Typendrucktelegrafen und zu den Zeigertelegrafen. Dabei wurde das Beherrschen der „besonderen Schrift“ durch das Telegrafenpersonal als weniger schwierig angesehen als z.B. das betriebliche Synchronisationsproblem  der Hughesapparate. Die Schreibtelegrafen und Klopfer sollen, wie auch in den anderen Teilen dieser Arbeit, anhand einer kleinen Auswahl typischer und den Fortgang der Entwicklung kennzeichnender Geräte dargestellt werden.

Samuel F. B. Morse und seine ältesten Gerätekonstruktionen von 1837 bis 1847

Morse, als Sohn eines Geistlichen 1791 in Charlestown (Massachusetts) geboren, war hauptberuflich Historienmaler, aber auch technisch sehr interessiert. Er bildete sich so auf dem physikalischen Gebiet und damit auch in der Lehre der Elektrizität durch Teilnahme an Vorlesungen am Columbia-College neben seinem Hauptberuf weiter. Die dort gewonnenen Erkenntnisse regten ihn zu Überlegungen an, „den elektrischen Strom zur Zeichensendung in die Ferne zu benutzen“. Dieser Gedanke, auf einer Schiffspassage 1832 von Europa nach Amerika gefaßt, war offensichtlich für ihn der Anstoß, sich mit der Konstruktion und der praktischen Verwirklichung von entsprechenden Apparaten in der Folgezeit zu befassen. Aufgrund seiner mangelhaften technischen Vorbildung waren ihm jedoch Erfolge in den ersten drei Jahren zunächst versagt. Über Morses Arbeiten sagt Clemens Gerke, der spätere Erfinder der und heute noch geläufigen Morseschrift, als Übersetzer einer 1848 in Hamburg erschienenen kleinen Schrift von A. Vail, – Gründliche Darstellung des elektromagnetischen Telegraphen nach dem Prinzip des Professors Morse -: „Der Plan, die gewöhnlichen Buchstaben des Schreibalphabets, 26 an der Zahl, durch 26 Drähte hervorzubringen, jeden Buchstaben durch einen Draht, hat Morse viel Zeit und Gedanken gekostet. Ebenso, alle unsere gewöhnlichen Zeichen durch einen einzigen Draht hervorzubringen, war Gegenstand seines Nachdenkens. Pläne ferner, 2, 3 bis 6 Drähte zu benutzen, haben abwechselnd den Erfindungsgeist in Anspruch genommen. Indes alle diese Pläne, wie manche andere, sind nach vielen mühseligen und kostspieligen Experimenten verworfen worden, und zwar zum Besten der Sache, da alle das erste und notwendigste Erfordernis: Einfachheit im höchsten Grade, zu erfüllen nicht im Stande waren“.

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