Aus der Geschichte des Boten- und Postwesens in Minden (Westfalen)

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1965

Autor: Heinz Neumann, 44 Münster (Westf.)

Seiten: 1 – 34

A. Die Zeit des Fürstbistums Minden

Die Anfänge des Botenwesens in Minden sind uns nicht überliefert. Es kann jedoch keinem Zweifel unterliegen, daß spätestens von der Gründung des Bistums Minden an – um 800 durch Karl den Großen – die Notwendigkeit bestand, ständig mit der Außenwelt in Verbindung zu stehen und einen Nachrichtenverkehr – gleich welcher Art – zu unterhalten. Die geistlichen und weltlichen Herren werden ihre Bediensteten und sonstigen Untergebenen auf Botengänge geschickt haben, die Abteien und Klöster benutzen dazu vorwiegend Mönche, Brüder und Klosterknechte. Die adeligen Domkapitel und die fürstlichen Regierungs- und Gerichtskanzleien in den Hochstiften hielten eigene, besonders vereidigte Boten. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß auch die Stadt Minden eigene Stadtboten gehalten hat. Ob diese jedoch nach außerhalb und auf weite Entfernungen eingesetzt worden sind, erscheint zweifelhaft; denn schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich die Hanse, der sich auch die Stadt Minden frühzeitig anschloß, verschiedene große Boteneinrichtungen zur Übermittlung von Nachrichten geschaffenm die als „Botengänge“ bezeichnet wurden. Obwohl Minden zu den Haupthansestädten Westfalens zählte, ist nicht urkundlich überliefert, daß einer der großen Botengänge, wie etwa der von Hamburg über Bückeburg, Rinteln, Lemgo Paderborn, Niedermarsberg nach Frankfurt (Main) und Nürnberg oder der von Hamburg über Bremen, Osnabrück, Münster und Köln nach Amsterdam gurch Minden führte. Es ist aber sicher, das die abseits der Kurse gelegenen westfälischen Hansestädte mit den „Botengängen“ ihrerseits Verbindung durch Boten herstellten. Da Minden schon im Bund der westfälischen Städte eine Rolle gespielt hatte und im Rahmen der Hanse rege Handelsbeziehungen unterhielt, wäre es in Anbetracht der günstigen Lage der Stadt nur folgerichtig gewesen, daß einer der genannten Botenwege durch Mindener Gebiet und die Stadt führte.

Für diese Auffassung spricht auch, was sich einer alten Stadtrechnung aus dem Jahre 1365 hinsichtlich des Botenwesens entnehmen läßt. Bei einem im Vergleich zu anderen Städten relativ geringen Geldvolumen des Etats – die persönlichen Leistungen der Bürger spielten noch eine große Rolle – sind dich zahlreiche Ausgaben für Reisen und Boten vermerkt, welche, wie Phlippi a.a.O. schreibt, diplomatischen Verkehr mit Bremen, Dortmund, Hannover, Lemgo, Münster, Rodenberg, Rüthen, Selle und Wiitlage erweisen.

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