Aus der Postgeschichte des bayerischen Westallgäus (1. Teil)

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Süd, 2000

Autor: Werner Baumbach

Seiten: 38-60

Der folgende Aufsatz soll die Entwicklung des Post- und Fernmeldewesens im westlichen bayerischen Allgäu darstellen. Dank einer umfassenden Arbeit von Oberlehrer M. Wiedemann „Zur Postgeschichte der Stadt Lindau und des westlichen Allgäus“ aus den Jahren um 1930 wurde mir die Quellensuche wesentlich erleichtert. Die umfangreiche Arbeit von M. Wiedemann wurde im „Archiv für Postgeschichte in Bayern“, Jahrgang 1933, in den Heften 1 und 2 veröffentlicht. Leider sind diese beiden Hefte nicht mehr erhältlich. Auch die Zeitspanne von vor über 60 Jahren seit Erscheinen dieser Arbeit lassen eine Aufarbeitung und Fortschreibung sinnvoll erscheinen. Auch sind nun infolge der Umorganisation im Rahmen der Postreformen geschichtliche Aufzeichnungen teilweise nicht mehr auffindbar oder sie lagern ungesichtet. Sie konnten wegen des enormen Arbeitsaufwandes noch nicht archiviert und somit auch vorerst nicht ausgewertet werden.

Das Westallgäuer Gebiet um Weiler, Scheidegg, Röthenbach, Oberstaufen und Lindenberg war in den ersten „postalischen“ Jahrhunderten, also um das 16. Jahrhundert, wirtschaftlich nicht von herausragender Bedeutung, wohl aber seine politische Stellung, ganz besonders als Transitland für wertvolle Salztransporte und andere Wirtschaftsgüter aus Österreich (Hall) und Bayern (Reichenhall) nach Lindau, Bregenz und die an den Bodensee angrenzenden Länder. Auch war im Winter der der beste Übergang zwischen Vorarlberg und Tirol durch das heutige bayerische Westallgäu. Bayern war sehr interessiert, neben Buchhorn (jetzt Friedrichshafen), das ja bald württembergisch wurde, sich ein zweites „Bayerisches Salzamt“ am Bodensee – in Lindau – zu schaffen. Dieser bayerische Korridor zwischen dem Königreich Württemberg und dem Land Vorarlberg gewann nach den politischen Veränderungen zu Anfang des 19. Jahrhunderts zunehmend an wirtschaftlicher und damit auch politischer Bedeutung. Dazu kamen wenige Jahrzehnte später eine steil zunehmende wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region durch eine Vielfalt industrieller Gründungen und handwerklicher Betriebe, sowie etwas später die bedeutende Entwicklung des Fremdenverkehrs.

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