Bahnpostwagen in der Deutschen Demokratischen Republik

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1982

Autor: Harry Miosga

Seiten: 79 – 110

1 Bahnpostwagenbestand nach 1945

Die geschichtliche Entwicklung der Bahnpostwagen in Deutschland seit 1841 (erste Eisenbahnfahrzeuge für Postsachenbeförderung) bzw. seit 1848 (spezielle Eisenbahn-Postwagen mit Inneneinrichtung und Besatzung zur Umarbeitung der Postsendungen während der Fahrt) bis in die neueste Zeit ist in dem Aufsatz „130 Jahre Bahnpost in Deutschland“ in Heft 1/1980 des Archivs für deutsche Postgeschichte behandelt worden. Diese Darstellungen beschränkten sich für die Zeit nach 1945 auf den Bereich der Deutschen Bundespost; die Bahnpostwagen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden nur kurz erwähnt. Im folgenden soll nun geschildert werden, welchen eigenständigen Entwicklungsweg die Bahnpostwagentechnik bei der Deutschen Post in der Nachkriegszeit genommen hat.

Die Zustände am Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 glichen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone annährend denen in den westdeutschen Gebieten. Ein dezimierter und zum großen Teil stark beschädigter Restbestand an Bahnpostwagen brachte in Verbindung mit dem stark eingeschränkten Zugverkehr den Bahnpostdienst zuerst völlig zum Erliegen. Um trotzdem einen notdürftigen Postverkehr zu ermöglichen, wurden dem Eisenbahnpersonal Briefbeutel zum Austausch mit den Postanstalten übergeben. Als jedoch die Eisenbahn infolge ihrer anderweitigen großen Belastungen die ständig wachsende Zahl der Briefbeutel nicht mehr unternehmen konnte, mußte der Bahnpostbetrieb wieder aufgenommen werden.