Das Runde muss aufs Eckige
Briefmarken, Stempel und Fußballspiel
Im Sommer 2024 war es wieder so weit: Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland stieg in weiten Teilen Europas und darüber hinaus das Fußballfieber. Autos wurden mit Nationalfahnen und deren Rückspiegel mit mehr oder weniger kleidsamen Überziehern geschmückt; die Sportindustrie und die UEFA freuten sich über die Umsätze mit Nationaltrikots und Fan-Artikeln. Und auch die Postverwaltungen vieler Länder witterten ihre Chance auf ein Zusatzgeschäft und gaben fleißig Sondermarken mit Fußball-Bezug heraus.
Briefmarken mit Fußballmotiven wurden schnell populär
Foto: MSPT
Uruguay gewann bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille, und so erschien 1924 die erste Briefmarke anlässlich eines Fußballspiels
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Damit folgen sie in gewisser Weise einer Tradition, die sich in diesem Jahr genau zum einhundertsten Mal jährt. D enn 1924 gab die Post von Uruguay die erste Fußball-Briefmarke der Welt heraus, n achdem das Nationalteam des Landes bei den Olympischen Spielen in Paris sensationell die Goldmedaille errungen hatte. Über viele Jahre hinweg waren die Olympischen Spiele für die Fußball-Nationen der große, internationale und prestigeträchtige Wettbewerb, in dem es sich zu messen galt.
Als am 5. April 1896 in Athen die Idee und Initiative des Franzosen Pierre Baron de Coubertin Wirklichkeit wurde und die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit eröffneten, spielte Fußball allerdings noch keine große Rolle. Die recht junge Sportart aus England wurde in Griechenland lediglich in einem Schaukampf vorgestellt. Eine ungleich wichtigere Rolle spielten hingegen die Briefmarken. Sie waren zwar nicht auf sportlichem, jedoch auf wirtschaftlichem Gebiet bedeutend, d enn um die Olympischen Spiele finanzieren zu können, hatte die griechische Regierung die gute Idee, eine Briefmarkenserie mit entsprechenden Motiven herauszugeben. Die Hälfte des Erlöses dieser Marken musste abgeführt werden und deckte so immerhin 50 Prozent des Gesamtbudgets der Spiele. In einer Epoche, in der das Briefmarkensammeln ein Massen-Hobby war, wurde die Herausgabe von Sonderpostwertzeichen mit oder ohne Zuschlag eine probate und vielfach angewandte Methode, Finanzmittel zu beschaffen. Auch andere Großprojekte waren bisweilen ohne die Unterstützung durch die Sammler und Philatelisten kaum umzusetzen, man denke hier nur an die kostspieligen und wirtschaftlich nicht immer erfolgreichen Luftschiffe des Grafen Zeppelin.
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