„Gereinigt von innen und außen – Nürnberg“

Contumaz, Quarantäne und Brieferäucherung in Nürnberg

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Süd, 1999

Autor: Klaus Meyer

Seiten: 25-33

Schon immer waren Seuchen und ihr tödlicher Schrecken ständige Begleiter der Menschheit gewesen; sich davor zu schützen oder sie gar zu bekämpfen, um sie einzudämmen, hat stets alle Kräfte der Menschen mobilisiert. Anfänge dieser Bemühungen gehen bis in die biblische Zeit zurück (1. Samuel 5,6), aber erst mit der wohl größten Seuche aller Zeiten, der Pestepidemie von 1348-1351, auch bekannt als der „Schwarze Tod“, begannen erste erfolgversprechende Maßnahmen.

Das ungewöhnliche Ausmaß dieser Seuche – etwa 1/4 der gesamten damaligen Bevölkerung Europas wurde in wenigen Jahren dahingerafft – hatte einen noch lange spürbaren Einfluß auf Wirtschaft, Handel, Kultur, Kunst und Religion. Die im Anschluß an die große Pest in regelmäßigen Abständen von wenigen Jahren bis Jahrzehnten immer wieder aufflackernden neuen epidemischen Pestfälle brachten Handel und Wirtschaft fast zum Erliegen und die an einem ungestörten Warenaustausch besonders interessierten oberitalienischen Städte entschlossen sich als erste, umfangreiche Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Der Magistrat von Venedig setzte einen Provedditori alla sanita, bestehend aus drei Edelleuten, ein und stattete ihn mit allen Vollmachten aus.

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