das Botenwesen der Stadt Siegburg um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1978

Autor: Paul Henseler

Seiten: 142 – 157

  1. Nachrichtenvermittlung und Botenwesen

Im Zeitalter der technischen Nachrichtenübermittlung und eines durchweg geordneten Postverkehrs über die ganze Erde fällt es schwer sich vorzustellen, wie mühsam, zeitraubend und mitunter gefärhlich es in früheren Zeiten war, Briefe, Dokumente und Wertsachen von einem Ort zum anderen zu übermitteln. Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Welt hatte nur da ein Bedürfnis nach weitreichendem Nachrichtenaustausch, wo Politik, Handel und Gewerbe dies erforderten. Die Masse der Bevölkerung war auf ein räumlich eng begrenztes Gebiet hin orientiert und benötigte ihn nicht in dem Maße wie heute. Die Kreise, die an einem zuverlässigen Nachrichtenaustausch interessiert waren- Gebietsherren, Klöster, Städte, Kaufleute – schufen sich dagegen in einem eigenen Botenwesen ausreichende Kommunikationsmittel.

Ein Bote – in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes – war jemand, der entsandt wurde, um „zu entbieten, zu verkünden, zu laden“. Diese Aufgabe umfaßte also zunächst mehr, da innerhalb des vom Entsender gesteckten Rahmens ein gewisser Handlungsspielraum lag, wie eine Reihe von Beispielen zeigt. Die Gesandten der Städte und Gebietsherren, die deren Interessen bei anderen Gemeinwesen vertraten, nannte man „Boten“. Hierauf geht die noch heute übliche Bezeichnung „Botschafter“ für staatliche Vertreter bei anderen Staaten oder Institutionen zurück. Später wandelte sich die Funktion des Boten zum einfachen Überbringer von mündlichen oder schriftlichen Nachrichten. Der Dienst aber war immer ein Gelegenheitsdienst, der unmittelbar für einen Auftraggeber auszuführen war.