Das Ende des Reiches und der Reichspost

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1967

Autor: Max Piendl

Seiten: 76-82

Kurz vor dem Ausbruch der Französischen Revolution hat die Thurn und Taxis-Post den höchsten Stand ihrer Blüte erreicht. Von den Ufern der Schelde bis zu den Nierderungen der Elbe, von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen, vom Rhein bis zum Thüringer- und Böhmerwald erstreckt sich dieses Netz. In den wirtschaftlich betriebsamsten Gebieten des Reiches und der österreichischen Niederlande entwickelt sich durch die zentrale Lage in Mitteleuropa ein starker Durchgangsverkehr von Ost nach West sowie von Nord nach Süd, was dem Postbetreib des Hauses Thurn und Taxis sehr zugute kommt.

Goethe erkennt beispielsweise „die durchgreifende Schnelligkeit der Taxisschen“ Posten, die Sicherheit des Siegels, das leidliche Porto“ ausdrücklich an. Dabei steht fest, daß die Thurn und Taxis-Post im Verhältnis die billigsten Portosätze im Vergleich zu anderen Postverwaltungen erhob. Noch kurz vor 1806 kostete ein einfacher Brief auf der Taxischen Reichspost von Nürnberg nach Hamburg, also auf einer Strecke von 70 Meilen, nur 12 Kreuzer. Für einen einfachen Brief auf der nur 56 Meilen langen Strecke von Nürnberg nach Berlin wurde dagegen auf Taxisscher und brandenburgischer Post 27 Kreuzer erhoben. Leitete man diesen Brief aber über Leipzig, so daß drei verschiedene Postherren (Taxis, Kursachsen, Kurbrandenburg) beteiligt waren, dann betrug das Porto 35 Kreuzer. Von Mannheim kostete ein einfacher Brief bis Hamburg oder Trient nur 12 Kreuzer, ein doppelter 16 Kreuzer, ein einfacher bis Wetzlar odr Marburg 6 Kreuzer, bis Kassel 10 Kreuzer. Das niedrige Porto ergibt sich dadurch, daß diese Briefe nur durch die Taxissche Post befördert wurden. Für einen Brief vom Hamburg bis an den Bodensee, als über 100 Meilen, der ausschließlich auf der Taxisschen Post lief, wurden nur 16 bis 18 Kreuzer Porto erhoben.