Das Franzgeld und der Reichsfuß

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1976

Autor: Herbert Rittmann

Seiten: 48 – 52

Die Zeit von der Durchsetzung des Leipziger Fußes (bis etwa 1695) bis zur Einführung des Konventionsfußes in Süddeutschland und des Graumannschen Fußes in Preußen (1753 bzw. 1750) ist für das deutsche Münzwesen eine Zeit der Wirrnis und des Fehlens einer Linie überhaupt. Zwar blieb es beim Rechnungstaler des Leipziger Fußes (12 eine feine Mark), wo die Zweidrittek (18 eine feine Mark) und ihre Teilstücke sich durchgesetzt hatten, aber ihre Ausprägung hörte bald nach der Jahrhundertwende auf. Nur aus dem braunschweig-lüneburgischen Harzmünzstätten kamen sie noch in nennenswertem Maße, vermutlich meist für die Ausfuhr oder um anderswo als Prägematerial für Kleinmünzen zu dienen. Im übrigen kann man die Münzen deutschen Gepräges aus dieser Zeit nur als eine amorphe Masse vielfältiger Zusammensetzung bezeichnen. Selbst größere Territorien wie Bayern gaben offen unterwertige Landmünzen (zu 30 und 15 kr) in Massen aus, die übrigens noch bei der Einführung der Reichswährung nach ihrem vollen Nennwert im späteren rheinischen Fuß eingelöst wurden. Grobes Kurant prägte Preußen nach 1729 nicht, Kursachsen ab 1733 kaum mehr. Die größeren Territorialstaaten des Reiches waren im Zeichen des Absolutismus, wie man annehmen muß, so stark geworden, daß sie Kreditmünzen nach Art der bayerischen bei ihrer Bevölkerung durchsetzen konnten. Kleinere Stände nützten ihr Münzregal durch due Herstellung kleiner Kupfer- und Billonsorten exzessiv aus. Besonders die thüringischen Staaten waren hierfür brüchtigt und überschwemmten damit ihre ganze Umgebung. Über die Coburger und Saalfelder Heller, kleinste Kupfermünzen, wurde bis in das 19. Jahrhundert geklagt. Eine Vielzahl von Kriegen kennzeichnet diese Zeit: Türkenkrieg (1663 -1664 und 1683 bis 1699), Dritter Eroberungskrieg Ludwigs XIV. gegen die Pfalz (1688 – 1697), Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714), Nordischer Krieg (1700-1721), Türkenkrieg (1714-1718), Polnischer Thronfolgekrieg (1733-1735), Russisch-Österreichischer Krieg gegen die Türkei (1736-1739), Österreichischer Erbfolgekrieg (1740-1742, 1744-1745 und 1756-1763, Siebenjähriger Krieg). Es war die Zeit der „Kabinettskriege“; gleichwohl kosteten sie Geld, Geld und nochmals Geld, und es war kaum einer, der nicht wenigstens am Rande und finanziell auch den deutschen Raum berührte.

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