Das Generalpostamt in Berlin Leipziger Straße 15

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 2000

Autor: Hans Hübner

Seiten: 26-36

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex des früheren Reichspostministeriums in Berlin im sogenannten Postblock Leipziger-, Mauer-, Zimmer- und Wilhelmstraße teils erheblich beschädigt, teils völlig zerstört. Zu den zerstörten und nach dem Krieg abgerissenen Gebäudeteilen an der Leipziger Straße gehörten auch das Vorderhaus mit dem Haupteingang des Reichspostministeriums und die im ersten Hof gelegenen Seitenflügel des zwischen 1871 und 1874 von Carl Schwatlo (1831-1884) auf dem Grundstück Leipziger Straße 15 errichteten ehemaligen Generalpostamts. Schwatlos nach Fertigstellung des Baus in der „Zeitschrift für das Bauwesen“ (Z.f.B.) 1875 geäußerter Wunsch, „möge das Gebäude noch Jahrhunderte lang seinem friedlichen Zweck dienen“, erfüllte sich durch die Zerstörung etwa der Hälfte des Gebäudes nicht ganz. Heute wird der erhalten gebliebene, denkmalgeschützte Gebäudeteil durch das Bundesfinanzministerium genutzt und findet durch erneute Sanierung zu alter Schönheit zurück. Zum Gebäude gehört der mit alten Bäumen bestandene ehemalige Generalpostamtsgarten, der nach Fertigstellung des Baus neu angelegt wurde und von dem Bartholdy, ein Großneffe Stephans, erzählt, dass Stephan ihn sehr liebte und eigenhändig pflegte, und in dem er seine Kinder in die Botanik einwies.

Bis 1712 hatte die oberste preußische Postbehörde, die 1711 in Generalpostamt umbenannte Hof-Postkammer, ihren Sitz im kurfürstlichen bzw. königlichen Berliner Schloß. Dann erhielt sie ihr Domizil für über hundert Jahre in dem von Andreas Schlüter 1701-1704 im Auftrag des Königs für den 1700 mit dem Amt des Generalpostmeisters belehnten Reichsgrafen von Wartenberg (1643-1712) errichteten Repräsentationsbau an der Ecke König- und Burgstraße. Für einen umfangreichen Geschäftsbetrieb war dieses Gebäude allerdings von vornherein ungeeignet. Aufgrund des wachsenden Raumbedarfs erwarb die Post 1815 deshalb die Häuser Königstraße 60 und Spandauer Straße 21, vereinigte die Grundstücke und schuf hier Platz für das Generalpostamt, die Generalpostkasse, die Dienstwohnungen des Generalpostmeisters und des Hofpostmeisters sowie für Dienststellen des Postbetriebs. Und obwohl dieser Gebäudekomplex durch weitere Ankäufe, wie der Häuser Spandauer Straße 22 (1826), 20 (1833) sowie 19 und Pankowgasse 11, 12 und 13 (1840/41) erweitert wurde, konnten die Neu- und Umbauten mit dem wachsenden Geschäftsumfang und Personalbestand als Folge des allgemeinen Aufschwungs des Postwesens nicht Schritt halten. Nachdem der Kaiser auf Antrag des Reichskanzlers dem Bau eines neuen Dienstgebäudes für das Generalpostamt mit seinen damals 136 Beschäftigten zugestimmt und Bundesrat und Reichstag die Übernahme der Kosten für das Grundstück und den Bau aus dem Reichshaushaltsetat erklärt hatten, ließ Generalpostdirektor Heinrich Stephan auf dem Grundstück Leipziger Straße 15 für seine Behörde ein neues, repräsentatives Haus errichten.

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