Das Privatpostwesen von 1885 bis 1900 | Eine einzigartige Episode der deutschen Postgeschichte

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1963

Autor: Dr. W. Trapper

Seiten: 10 – 26

1. Einleitung

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bildeten sich in einer Anzahl größerer Städte in Deutschland Privat-Stadtposten. Ursprung und Wirken dieser Unternehmen stellten eine besondere, nur auf Deutschland beschränkte privatwirtschaftliche Form des Postbetriebs dar. Selbst Länder mit hochentwickeltem Verkehr und mit starker Einschränkung der staatlichen Betätigung – also mit liberaler Wirtschaftsform wie z.B. USA, Großbritannien, Schweiz usw. – haben von jeher ein starkes und lückenloses Alleinrecht (Monopol) für ihren Briefverkehr besessen. Privatposten haben sich daher weder dort noch in anderen Ländern bilden können.

Dieser einmalige privatwirtschaftliche Einbruch in den deutschen Briefverkehr – die ureigenste Domäne des Alleinrechts der Staatspost – hatte das damalige Deutsche Reich mit einem laufenden Millionenausfall an entgangenen Postgebühren und schließlich mit der beträchtlichen Abfindungssumme von 7 1/2 Millionen Mark an die aufgelösten Privat-Postanstalten und ihre Bediensteten belastet. Durch zahlreiche Zusammenbrüche und selbst Betrügereien der Privatposten hatte die deutsche Wirtschaft zudem weitere empfindliche verluste erlitten.

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