Das Reichspostmuseum in Berlin W 60 an der Ecke Leipziger- und Mauerstraße

Bau und bildkünstlerischer Schmuck

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1999/2

Autor: Hans Hübner

Seiten: 13-32

In seinem Beitrag „In weiterer Ausführung des Planes,…“ im Heft 2/1997 (S. 39-55) schildert der Verfasser die Geschichte des Postmuseums in Berlin von seiner Gründung im Jahre 1872 bis in die jüngste Zeit. Dabei wurden das zwischen 1893 und 1897 errichtete neue Museumsgebäude, seine Architektur und sein bildkünstlerischer Schmuck nur kurz betrachtet. Die Ende 1998 auf der Grundlage eines neuen Nutzungs- und denkmalpflegerischen Konzepts abgeschlossene Wiederherstellung des im Zweiten Weltkriegs erheblich beschädigten Museumsgebäudes mag Anlaß sein, an seine ursprüngliche Fassung etwas ausführlicher zu erinnern, bevor der wiederhergestellte Bau mit seiner Ausstellung in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses rückt. Darüber soll im nächsten Heft berichtete werden.

Die Beschreibung des Baus udn die Interpretation des ikonologisch determinierten Bildprogramms des Reichspostmuseums sollen nicht nur einen Blick auf die erstaunlichen Reize der Architektur der wilhelminischen Kaiserzeit öffnen, sondern auch eine Vorstellung von Anspruch und Ausdruck dieser Architektur an einem Repräsentationsbau jener Epoche vermitteln. Seit seiner Fertigstellung 1897 hat das Reichspostmuseum seine Besucher nicht nur durch seine Ausstellungen, sondern stets auch durch seine Architektur fasziniert. Der Betrachter wird vom Wohlklang der Proportionen des monumentalen Baus, der Ästhetik seiner Formen, der angemessenen Farbigkeit und der Gediegenheit des Materials berührt und für gewöhnlich von einer erhobenen Empfindung erfaßt. Hinzu kommt, daß das Bauwerk auch Sinnträger ist. Seine Bedeutung ist in einer Fülle von Symbolen verschlüßelt. Sie vermögen mehr als Worte auszudrücken. Nicht der unmittelbare gegenständliche Bericht der einzelnen Skulpturen oder Malereien ist wichtig, sondern deren übergeordnete symbolische Bedeutung. Dem, der sie kennt, der die Ikonologie der Architektur versteht, leuchtet der Sinn des Ganzen ein. Freilich sind hier einer solchen Beschreibung und Interpretation Grenzen gezogen. So muß beispielsweise manches zum Bau offen bleiben, weil zu einigen Teilen der im Zweiten Weltkrieg verlorengegangenen originalen Substanz nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand keine Dokumente mehr vorhanden sind. Und angesichts der geradezu unübersehbaren Welt der Symbole kann sich die Interpretation der vom Bauherrn verwendeten Sinnbilder nur auf wesentliche Seiten beschränken.

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