Datenverarbeitung bei der Deutschen Post der ehemaligen DDR

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 2000/2

Autor: Heinz Dautz

Seiten: 13-22

Wie auf vielen Gebieten der technischen Entwicklung in der ehemaligen DDR war auch die Einführung der Datenverarbeitung im Post- und Fernmeldewesen von mancherlei Widersprüchen zwischen den erkannten Notwendigkeiten der Rationalisierung und den gegebenen materiell-technischen Möglichkeiten begleitet. Was für westliche Postverwaltungen in erster Linie ein Problem der Vorbereitung der Anwendungsgebiete und der Auswahl der geeignetsten Datenverarbeitungsanlagen war, gestaltete sich bei der Deutschen Post der DDR – im weiteren mit DP bezeichnet – als ein langwieriger, von vielen Hemmnissen begleiteter Prozess. Es gab nämlich keine Auswahlmöglichkeit unter mehreren Herstellern solcher Anlagen, sondern man musste sich auf ein staatlich vorgegebenes Fabrikat orientieren. Diese Gerätetechnik war aber nicht immer zu dem Zeitpunkt verfügbar, zu dem sie nach dem Stand der Einsatzvorbereitung eigentlich benötigt wurde.

Mitte der fünfziger Jahre fand die Rationalisierung arbeitsaufwändiger Verwaltungsprozesse zunehmende Aufmerksamkeit. Das gab Anlass, am 1. Februar 1957 bei der Außenstelle Dresden des Instituts für Post- und Fernmeldewesen eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich dieser Aufgabe zuwandte. Diese Gruppe, die zunächst aus drei, später aus fünf Mitarbeitern bestand, trug die für den Anfang zwar zutreffende, aber nicht sehr zukunftsweisende Bezeichnung „Labor für Mechanisierung des Verwaltungsdienstes“. Es lag nahe, bei dieser Arbeit an die bereits von der Deutschen Reichspost vor dem Zweiten Weltkrieg genutzte Hollerith-Lochkartentechnik anzuknüpfen. Aber in der DDR waren derartige Maschinen nicht ohne weiteres verfügbar.

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