Der Opiumkontrolleur von Tsingtau und die Reichspost in Kiautschou

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 2000/1

Autor: Siegmar Peschke

Seiten: 47-54

Durch Zufall gelangte ich vor einiger Zeit in den Besitz einer umfangreichen Sammlung von Postkarten aus dem ehemaligen deutschen Schutzgebiet Kiautschou. Diese Karten stammtne aus dem Schriftverkehr des Polizeiwachtmeisters Wilhelm Ackenhausen mit seinen in Deutschland lebenden Angehörigen. Ackenhausen diente zunächst beim Seebataillon III der Kaiserlichen Deutschen Marine, das am 3. Dezember 1897 im Fort Rüstersiel bei Wilhelmshaven neu aufgestellt und am 13. Dezember 1897 in das neue deutsche Schutzgebiet Kiautschou verlegt wurde, um die dort befindliche erste Schutztruppe abzulösen. Nach Beendigung seiner Militärzeit wurde Wilhelm Ackenhausen in den Polizeidienst übernommen und als einziger „Opium-Kontrolleur“ im gesamten Schutzgebiet eingesetzt. Die vorgefunden Karten geben einen Überblick über die Entwicklung des Postdienstes in diesem Gebiet. Interessant sind auch die Stempel auf den einzelnen Postsendungen.

Nach dem Ende des Chinesisch-Japanischen Krieges im Jahre 1894 befürchteten die europäischen Großmächte den Zusammenbruch des Chinesischen Reiches. Vielleicht bedeutete dieses das Ende der Erschließung der unermesslichen Handelsmöglichkeiten durch die Millionen Bewohner im „Reich der Mitte“. So galt es für die Großmächte, sich denjenigen Anteil am Handel und Verkehr in China zu sichern, der ihnen nach ihrer Meinung zustand. Auch für Deutschland war es an der Zeit hier einzugreifen, zumal die Handelsbeziehungen mit China bisher einer bedeutenden Entwicklung entgegengingen.

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