Der Postmeister

Eine kulturhistorische Betrachtung im Wandel der Zeiten

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich West, 1996

Autor: Herbert Lechtleitner

Seiten: 14-30

Das Wort „Postmeister“ ist heute nicht mehr im amtlichen postalischen Sprachgebrauch vertreten. Oft fällt es vielleicht noch am Stammtisch. „Na, da kommt ja unser Postmeister“ und verknüpft mit ihm die oberste Vertretung der Post des betr. Ortes.

Die Anfänge des Postmeisters liegen schon einige Jahrhunderte zurück, wenn wir in den Annalen der Postgeschichte zurückblättern. Da fällt zunächst der Name Taxis, einer Großfamilie aus Cornello bei Bergamo/Italien, die durch Kurierdienste im päpstlichen Dienst und später im Dienste Kaiser Maximilian I. durch das Anlegen fester Postkurse zu großem Vermögen und Einfluß gelangte. Noch heute genießen die Nachfahren in Regensburg die Früchte der geschäftstüchtigen Verwandten. Die Taxis schafften das, was man ab jetzt erst endgültig die „Post“ bezeichnen kann. Bereits 1490 läßt sich ein Postkurs von Innsbruck nach Mechelen in den Niederlanden nachweisen, 1500 folgte dann die Einrichtung einer Postlinie zwischem dem deutschen Kaiserhof und dem niederländischen Hof. Vier Jahre später folgte die Verbindung zwischen Spanien und dem französischen Hof. Fortan führte Leonhard I. von Taxis die Bezeichnung „Generalpostmeister für das Gesamtreich“. – Natürlich ist ein Generalpostmeister seines Ranges nicht mehr vergleichbar, was wir bisher unter einem Postmeister verstanden. Aber das Wort „Postmeister“ war geboren. Denn bisher kannte man nur Boten-Anstalten in Verbindung mit Botenmeistern. Nur der deutsche Ritterorden, der ebenfalls über ein ausgeklügeltes Postnetz zwischen den Ordenshäusern verfügte, sprach von Ordenspostmeistern, die die Briefe nach Nummern, Adressen und Zeit der Aufgabe in ein Buch eintrugen und sie den „Bryffjongen“ in einen linnernen „Bryffsack“ zum Umhängen übergaben.

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