Deutsche Reichspost und Kriegspropaganda

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1994/2

Autoren: Wolfgang Lotz, Gerd R. Ueberschär

Seiten: 11-22

Einer der Wesenszüge des NS-Staates war zweifelsohne die zentral gesteuerte Propaganda, „meisterhaft“ und mit allen negativen Folgen für das Deutsche Reich von dem am 13. März 1933 eingerichteten Reichspostministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Dr. Joseph Goebbels inszeniert.

Die Deutsche Reichspost hat sich im Rahmen ihrer Briefmarkenausgabepolitik seit der „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 anfangs nur zurückhaltend, ab 1937 dann aber nach Kräften an dieser Propaganda beteiligt. Offenkundiger Ausdruck dieser verstärkten Propaganda für den NS-Staat war der am 5. und 16. April sowie am 10. Juni 1937 herausgegebene Markenblock von vier 6-Reichspfennig-Briefmarken mit dem Bild Hitlers als neue Sonderpostwertzeichen. Der Markenblock enthielt einen Zuschlag von 76 Reichspfennig, von denen 75 Reichspfennig dem Sonderfonds „zur Erfüllung wichtiger kultureller Aufgaben“ zuflossen, „über dessen Verwendung ausschließlich der Führer bestimmt(e)“. Dieses Zuschlagverfahren für Sonderpostwertzeichen wurde von nun an auch für weitere Sonderbriefmarken verwendet. Reichspostminister Ohnesorge verknüpfte damit die Herausgabe von Sonderpostwertzeichen mit der erwünschten oder gar erforderlichen Herbeischaffung umfangreicher Geldbeträge für Hitlers kulturelle Sonderinteressen, die keinerlei haushaltsrechtlichen Kontrollen unterlagen.

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