Deutsche Schiffs- und Seeposten|
sowie mögliche Briefbeförderungsgelegenheiten nach Übersee. Ein Beitrag zur Gesamtdarstellung des Postbeförderungsdienstes zur See von den Anfängen bis zum 8. Mai 1945 – Fortsetzung von Heft 1/1964
Inhaltsübersicht
E. Schiffsposten in der Ostsee
F. Deutsche Seeposten
G. Briefbeförderung nach Übersee mit Handels-U-Booten
E. Schiffsposten in der Ostsee
Als „das Mittelmeerbecken aufhörte, der einzige Mittelpunkt des Abendlandes zu sein, trat zur mittelmeerischen Welt die nordische Welt; zu dem „Mittelmeer“ gesellte sich das nördliche Binnenseegebiet des germanischen Meeres, die Nord- und Ostsee.“ Niederrheinische Seefahrer haben auch die Ostsee erschlossen. Auf den Wasserstraßen der Elbe und der Oder öffneten deutsche Kaufleute die Tore des Handels mit dem Südosten Mitteleuropas. Von Westen nach Osten dehnte sich ein Handel längs der Ostseeküste von Lübeck bis Nowogrod aus. Hansischer Handel und Verkehr drückten einem ganzen Zeitalter ihren unvergeßlichen Stempel auf. Lübeck wurde der erste deutsche Seehafen am der Ostseeküste (1158). Mit Dänemark, Schweden, Norwegen und Rußland wurde ein „freier und friedlicher Verkehr“ eröffnet. Allmählich verdrängten die Koggen die deutschen Kaufleute die kleinen Fahrzeuge der Nachbarstaaten. In Zeiten tiefster Erniedrigung des Heiligen Römischen Reiches wehte von den hansischen Koggen die deutsche Flagge auf den europäischen Gewässern. Stets war der Schiffsverkehr in der Ostsee groß, und bald erstrebte dieses oder jenes Land die Herrschaft über das Baltische Meer (Dominium maris baltici). Die geschichtliche Bedeutung der Ostsee war daher zu allen Zeiten groß. Seit 1817 führten die preußischen Postschiffe die Staatsflagge mit dem Adler und dem Eisernen Kreuz. Die Schiffe waren dem Generalpostamt in Berlin unterstellt, die Kapitäne und 1. Steuerleute wurden vom dem Leiter der Postverwaltung angestellt. Die älteste deutsche „Schiffspost“ in der Ostsee ist die von Kurbrandenburg aus dem Jahre 1675 auf der Linie von Stolpmünde nach Pillau, die bs 1679 bestand. Sie wurde eingerichtet, als die brandenburgische Post nach Königsberg (Pr) vom dem Postmeister in Danzig zurückgehalten wurde.
Einer der eifrigsten Förderer von Postdampfschiffsverbindungen war der preußische Generalpostmeister von Nagler. In einem persönlichen Schreiben vom 23.5.1830 heißt es: „Es kommt überhaupt auf alle Finazbalancen bei dieser Sache gar nicht an. Wir hatten früher Postsegelschiffe unterhalten. Der Fortschritt macht es zur Ehrensache. Dampfschiffe zu substituieren und wenn der Geh. Rat Schmückert 1821 den ersten Vertrag darüber zustande gebracht hat, so hat er, was die Notwendigkeit geboten hatte, zur Ehre von Preußen zur Ausfürhung befördert. Wären damals die Mittel nicht so beschränkt gewesen, so wäre für die Linie nach Schweden sogleich die Beschaffung eines größeren Dampfschiffes, die erst jetzt geschieht, und eines Reserveschiffs einzuleiten gewesen. Preußen hat von dieser Dampschiffahrt Ehre und Ruf gehabt, und wenn bei bei der notwendigen Realisierung dessen, was Staatsbedürfnis, Kultur und Fortschritt erheischten, gar keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben sich herausstellten, so käme darauf gar nichts an. Ich lege auf die Sorgfalt und Umsicht, die der Geh. Rat Schmückert auch in dieser Angelegenheit bewiesen hat, si großen Wert, daß ich die schwierige Aufgabe für glücklich gelöst halte und der Meinung bin, daß derselbe bei Anschaffung und Anwendung der Mittel und Wege zur Vervollkommung des sehr nützlichen, rühmlichen und namentlich für den Preußischen Staat und seine Verhältnisse vortrefflichen Dampfschiffs-Institutes alles geleistet hat, was irgend zu leisten war.“
(…)