Deutsche Telegraphen-Seekabel nach Übersee

Eine Betrachtung zum 100. Jahrestag der Inbetriebnahme des Kabels Emden-Vigo

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Nord, 1996

Autor: Rainer Jurschek

Seiten: 4-14

Vor 100 Jahren, am 26. Dezember 1896, ging das sogenannte Vigokabel, ein zwischen der deutschen Stadt Emden und der spanischen Stadt Vigo verlegtes Telegraphenseekabel, in Betrieb. Vigo, heute Großstadt an der Küste des Atlantischen Ozeans, war Ende des letzten Jahrhunderts Ausgangsort für den Telegraphenverkehr mit Spanien und gleichzeitig Verkehrsknoten zu den englischen Seekabelverbindungen nach Portugal, den Mittelmeerländern, Afrika, Südamerika, Asien und Australien. Das 1081 km lange Telegraphenkabel von Emden nach Vigo leistete, abgesehen von kriegsbedingten und störungsbedingten Unterbrechungen, über 72 Jahre hervorragende Dienste bei der elektrischen Nachrichtenübermittlung nach Südwesteuropa und nach Übersee. Es war somit eines der am längsten verwendeten deutschen Seekabel.

Das Vigokabel sollte ursprünglich erstes Teilstück einer Seekabel-Telegraphenverbindung von Deutschland nach Nordamerika werden. Die Weiterführung des Vigokabels nach Nordamerika kam aber nicht zustande, weil die portugiesische Regierung die Anlandung eines aus Spanien kommenden Seekabels auf den Azoren untersagte. Eine Zustimmung wäre erteilt worden, wenn die zu den Azoren führende Kabelverbindung ihren Ursprung im portugiesischen Lissabon gehabt hätte. Da Deutschland nicht bereit war, die gegenüber einer Direktverbindung Emden-Vigo-Azoren-New York wesentlich höheren Verlegungskosten für die Strecke via Lissabon zu übernehmen, mußte das erste Überseekabel Deutschlands entgegen der ursprünglichen Planung in Vigo enden. Aus diesem Grund verlagerte sich auch die grundsätzliche Aufgabenstellung: Das Vigokabel wurde nicht als Teil einer Transatlantikverbindung, sondern als Zubringer zum englischen Seekabelnetz genutzt.

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