Die Anfänge des Papiergeldes in Deutschland

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1976

Autor: Herbert Rittmann

Seiten: 83-89

Der Leser erwarte hier weder eine Geschichte des Papiergelds noch eine Einführung in das Wesen der Banknote und des Staatspapiergelds. Nur angedeutet sei, daß das erste Papiergeld Europas in Scheinen erblickt wird, die in Schweden ab 1661 ausgegeben wurden. 1694 wurde die Bank von England gegründet, die von Anfang an Notenbank war. Schon im Falle Schwedens wie auch bei den spekulativen Ausgaben der Bank des John Law in Frankreich (die 1720 zusammenbrach) zeigten sich die Gefahren inflationären Mißbrauchs des geduldigen Papiers. Auch Deutschland blieb davon nicht frei, denn schon das erste eigentliche Papiergeld in Deutschland blieb von solcher Krise nicht verschont. Es waren die Noten der 1706 gegründeten Wiener Stadtbank, die ab 1762 – also gegen Ende des Siebenjährigen Krieges – ausgegeben wurden und rechtlich Staatspapiergeld waren. Bis in die kostspielige Reformzeit Josephs II. (1780 -1790) hinein ging das gut. Dann kam es zum ausgesprochenen Mißbrauch dieser Geldschöpfung, und bis 1800 hatten die „Wiener Stadt-Banco-Zettel“ die Konventionsmünzen aus dem Umlauf gedrängt. Freilich wurde in allen jenen Jahren Konventionsgeld weiter geprägt, weil man es für die Zwecke des Außenhandels brauchte. Im österreichischen Inland jedoch traten zunächst silberhaltige Ersatzmünzen minderen Gehalts in ihre Stelle. Später kam es zu kupfernen Scheidemünzen dieser Papierwährung, den „Bancozettel-Teilungsmünzen“, die im Nennwert bis zu 30 Kreuzer gingen. Die Finanznot der Kriege zwang den Staat, sogar das Silber im Privat- und Kirchenbesitz zu beschlagnahmen. 1811 wurde das „Bankrottpatent“ erlassen, mit dem die Papierwährung auf ein Fünftel abgewertet wurde. Zu den Bankozetteln traten die „Antizipationsscheine“, doch erst nach dem Sieg über Napoleon kam es zu einer Sanierung, die das Papier zwar nucht beseitigte, aber zum Silber in ein festes Verhältnis setzte. Bis zum Wiener Münzvertrag galt der feste Kurs von 250 fl. W. W. („Wiener Währung“) gleich 100 fl C. M.

Im selben Verhältnis liefen neben den Kupferscheidemünzen des Konventionsfußes – die Kreuzer wurden jahrzehntelang mit der Jahreszahl 1816 geprägt – noch die Scheidemünzen der Wiener Währung um, so daß die Kleinmünzenverhältnisse recht verwickelt waren. In diesem Rahmen kanm es auch in den Unruhejahren 1848 und 1849 wieder zu Prägungen minderwertiger Silberscheidemünzen, doch änderte sich am Währungssystem im Grunde nichts.

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