„Beim nächsten Ton ist es 12 Uhr 26 Minuten und 10 Sekunden. PIEP“

Die Ansagedienste im Telefonnetz

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2024

Autorinnen: Margret Baumann, Lioba Nägele

Seiten: 8-12

Der moderne Mensch lebt nach der Uhr. Sie ist das Herrschaftsinstrument, an dem wir uns orientieren müssen, ungeachtet der inneren Uhr, die den natürlichen Takt vorgibt. Im Äußeren war es zunächst die Sonne, die den Menschen den Tag strukturierte, dann Sonnen-, Sand-, Wasser- oder Kerzenuhren. Mechanische Uhren gibt es seit etwa 1300, ab dem 16. Jahrhundert federgetrieben, auch als Taschenuhr. Am Handgelenk setzte sich die Uhr im 20. Jahrhundert durch.

Fernsprechansagedienst im Tonstudio im Fernmeldeamt in Stuttgart, 1953

Foto: MSPT

Dimafonanlage (Diktier-Magnetofon) im Fernsprechsonderdienst, Fernmeldeamt Hamburg, o. J.

Foto: MSPT

Männer trugen ihre Uhr zunächst weiter in der Hemd- oder Hosentasche. Seit Frauen im 20. Jahrhundert zunehmend berufstätig wurden, benötigten auch sie die Uhr als Arbeitsmittel, wenngleich auch kaum ein Büro- oder Arbeitsraum ohne Wanduhr war.

Der großen gesellschaftlichen und persönlichen Bedeutung der Zeit entsprechend ist die älteste und bekannteste aller telefonischen Ansagen die Zeitansage. In den ersten Jahrzehnten des Dienstes sagten Frauen, die in den Fernsprechämtern  beschäftigt waren, auf Wunsch die genaue Zeit an – die sie von einer Uhr an der Wand ablasen. Als Erstes in Hamburg, für 10 Pfennig unter der Nummer 44441. In Berlin hieß die Zeitansage nach der dort verwendeten Rufnummer „Fräulein A 0“.

(…)