Die elektrische Telegrafie in Deutschland

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 2000/2

Autor: Hans Walter Wichert

Seiten: 59-65

An dieser Stelle soll nicht nur über Erstlingsmuster der Erfinder oder Entwicklungsmuster, von denen vielfach nur Bilder und Skizzen existieren, berichtet werden, sondern über in Deutschland verwendete Betriebstelegrafen, die sich infolge größerer Stückzahlen häufiger in Sammlungen und Museen befinden. Bezüglich geschichtlicher Details zu den Telegrafen im physikalischen Forschungsbereich, dem Vorfeld des praktischen Einsatzes sei auf die Bücher von Feyerabend und Aschoff verwiesen. „Betriebstelegrafen“ dienten nicht der Demonstrierung eines bestimmten Prinzips, sondern dem Betriebsdienst und waren angepasst an bestimmte Betriebsaufgaben der Informationsübertragung. So die Eisenbahntelegrafen vorzugsweise der Zugmeldung, die Staatstelegrafen der Übertragung dienstlicher und nachher auch privater Telegramme, Polizei- und Feuertelegrafen für den Betriebsdienst der Polizei sowie der Übertragung von Notrufen der Bevölkerung, Börsentelegrafen zur Übertragung von Börsenkursen und Aufträgen, die Haustelegrafen zur Informationsübertragung in weitläufigen Fabriken, Schlössern und großen Häusern.

Nach ihrer Wirkungsweise lassen sich Nadeltelegrafen, Zeigertelegrafen und Morsetelegrafen unterscheiden. Anders als in England, wo die Nadeltelegrafen große Verbreitung fanden, hatten in Deutschland in den Anfangsjahren der Telegrafie nur die Zeigertelegrafen und Morsetelegrafen wesentliche Bedeutung.

Da die Einführung der elektrischen Telegrafie um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann, zu einer Zeit also, als die Reichsgründung von 1871 noch nicht vollzogen war, gab es eine Vielzahl von Einzelstaaten, die sich eigenständige Staatstelegrafen, teilweise lokaler Provenienz zulegten, und zahlreiche Eisenbahnlinien, vielfach privater Gründung, die die unterschiedlichsten Telegrafensysteme favorisierten. Damit ist die große Typenvielfalt an Telegrafen in Deutschland zu begründen.

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