Die ersten Telegraphenstationen in Lübeck
Die außenpolitische Situation Lübecks
Die Vorgeschichte der ersten Telegraphenverbindungen Lübecks ist aufs engste mit dem Bau der ersten Eisenbahnlinien und darüber hinaus ganz allgemein mit der außen- und verkehrspolitischen Lage des Stadtstaates um die Mitte des vorigen Jahrhunderts verknüpft. Die Ausführung des Planes, in Lübeck den elektrischen Telegraphen einzuführen, stieß – wie der Eisenbahnbau – auf erhebliche Schwierigkeiten. Sie erwuchsen der Stadt aus den politischen und territorialen Verhältnissen, von denen sie sich umgeben sah. Es ist daher zweckmäßig, sich zunächst einen kurzen Überblick über die damaligen politischen Gegebenheiten zu verschaffen.
Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein waren seit 1460 mit der dänischen Krone in Personalunion vereinigt. Lauenburg befand sich seit 1815 ebenfalls in dänischem Besitz. Somit war Lübeck fast ganz von dänischem Territorium umschlossen. Durch diese Umklammerung befanden sich die wichtigsten Landverkehrswege Lübecks – nämlich die nach Hamburg und nach dem deutschen Inlande – in den Händen Dänemarks. Diese Verkehrsverbindungen zu erhalten und auszubauen war aber für Lübeck eine Lebensfrage. Der dänische Nachbar nützte seine günstige Position der wehrlosen Stadt gegenüber in rücksichtsloser Weise aus, indem er den verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Anschluß Lübecks an die übrigen deutschen Staaten bewußt zu verhindern trachtete. Dänemarks Haltung entsprang zunächst der Absicht, den Handel und die Wirtschaft seiner deutschen Herzogtümer auf Kosten Lübecks zu begünstigen, war aber sicher auch von nationalpolitischen Tendenzen nicht ganz frei.
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