Die kaiserlich thurn und taxissche Post in Hildesheim

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Mitte, 1998

Autor: Erhard Wenzel

Seiten: 73-80

In der katholischen Pfarrkirche von Lindau, Kreis Duderstadt, steht ein barocker Altar, in dem zwei bis dahin unbekannte Wappen die Aufmerksamkeit des hannoverschen Genealogen Hans Mahrenholtz erregten. Er fand heraus, daß die Stifter dieses Altares der kaiserliche Postmeister von Hildesheim Heinrich von Baghen und seine Frau Klara Katharina von Kurtzrock waren. Ihre Wappen zierten die Predella, den Altaraufbau, der ursprünglich die Hildesheimer St.-Godehard-Kirche geschmückt hatte und von dort 1862 für 12 Taler nach Lindau verkauft worden war.

Meine postalische Neugier war geweckt, ich versuchte, mehr über diesen Baghen zu finden. Dabei erwies es sich, daß über die kaiserliche Post in Hildesheim, ebenso wie über die in anderen Städten, etwa in Bremen oder Hamburg, recht wenig zusammenhängend veröffentlicht worden war. Offenbar hat die Geschichte der landeseigenen oder städtischen Post gerade die Lokalhistoriker sehr viel stärker beschäftigt als die Vergangenheit der kaiserlichen, also thurn- und taxisschen Post und ihrer Bediensteten. Das ist nur natürlich, denn die städtischen oder landesherrlichen Postmeister entstammten meist der städtischen Bürgerschaft, unterhielten zu ihr vielfache Beziehungen und wurden deshalb – im Gegensatz zu thurn- und taxisschen Postmeistern, die meist „Ausländer“ waren – nicht als störender Fremdkörper empfunden. In Hildesheim kommt noch hinzu, daß der erste städtische Postmeister, Rütger Hinüber, eine ungewöhnliche Persönlichkeit war, deren Lebensgeschichte viel mehr zu einer Betrachtung herausforderte als die des vergleichsweise farblos erscheinenden ersten kaiserlichen Postmeisters.

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