Die Neuen Medien der Bundespost. Zukunftspläne für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems
Grenzenlose Kommunikation
Vom Visiofon zum Internet
Angeregt durch die rasante Entwicklung der Computertechnologie entstanden um 1970 Zukunftsvisionen über die Welt im Jahr 2000. Auch die Bundespost ließ sich vom Millenniumsfieber anstecken und stellte Anfang der 1980er-Jahre mit der Einführung neuer Telekommunikationsdienste die Weichen für eine digitale Zukunft. Grundlage dafür waren Empfehlungen, die Experten zwischen 1974 und 1976 für die Bundesregierung erarbeitet hatten.
Eine Familie macht sich mit der Bedienung des Dialogsystems „Bildschirmtext“ vertraut, das im Jahr 1980 in zwei Versuchsprojekten in Berlin und Düsseldorf getestet wurde
Als Teil des Breitband-Projekts BIGFON richtete die Bundespost Mitte der 1980er-Jahre die ersten Videokonferenz-Räume der Bundesrepublik ein; das Foto zeigt eine der ersten Versuchs-Konferenzen 1985 in Stuttgart
„Niemand lebt nur für heute. Genau genommen existieren wir alle zwischen Gestern und Morgen.“ Mit diesen Worten leitete Dr. Werner Dollinger, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, 1969 das Buch Post 2000. Die Nachricht der Zukunft ein. Da niemand die Zukunft kenne, so Dollinger, könnten nur Vermutungen über die folgenden Jahrzehnte angestellt werden. Die „zahlreichen Möglichkeiten zu registrieren, die uns die progressive Technik bietet“, sie zu prüfen und sie „in verschiedenen Variationen zu kombinieren“ sei deshalb die geeignete Methode, „um den besten Weg in die Zukunft zu finden“. Das Buch, verfasst von Herbert Hackl, liefert dementsprechend vor allem nachvollziehbare Prognosen, die auf aktuellen Zahlen basieren. Ganz anders dagegen gingen die beiden Filmemacher Arno Schmuckler und Peter Kerstan in der 1972 ausgestrahlten ZDF-Dokumentation Richtung 2000 – Vorschau auf die Welt von morgen vor: Am Beispiel des 45-jährigen Herrn B. imaginierten sie eine „perfekte elektronische Welt“, in der ihr Protagonist mit dem Hochgeschwindigkeitszug „Aerotrain“ zur Arbeit fährt, über Münzeinwurf ein Elektroauto mietet und als Diplom-Ingenieur in einer Computerdatenbank arbeitet, die das gespeicherte Weltwissen gegen Gebühr verkauft. Herrn B.s Wohnung dominiert ein großer Flachbildschirm, über den er rund um die Uhr zahlreiche Programme empfängt und seine Einkäufe per Teleshopping erledigt. Zweimal am Tag druckt er sich mit einem Sonderdrucker die Zeitung aus, und mit seinen Freunden und Kollegen kommuniziert er über ein Fernsehtelefon. Die Bildschirme und die Haustechnik steuert er mit einem drahtlosen Haushaltsschaltpult.
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