Die Post im Herzogtum Warschau 1807 – 1815

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1972

Autor: Henryk Chmielewski (Bydgoszcz, Bromberg)

Seiten: 93-116

Geschichtliche Vorbemerkungen

Nach den drei Teilungen Polens in den Jahren 1772, 1793 und 1795 durch die angrenzenden Mächte Preußen, Rußland und Österreich war das Königreich Polen als Staat aufgelöst. Trotzdem gaben die Polen ihr Streben nach Unabhängigkeit nicht auf und setzten ihre Hoffnung auf Napoleon, unter dem viele Polen kämpften. Am Ende des Jahres 1806 schien das Ziel in greifbare Nähe gerückt zu sein. Nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt (14.10.1806) lösten sich die Gebiete östlich der Weichsel sowie südlich der Linie Tuchel-Schwetz aus dem preußischen Staatsverband; man begann, eine polnische Verwaltung aufzubauen. Jedoch in dem Vertrag von Tilsit vom 9.7.1807 war von der Wiederherstellung Polens keine Rede; man schuf das Herzogtum Warschau. Napoleon war in dieser Angelegenheit so konsequent, daß er sogar in der am 27.7.1807 in Dresden diktierten Verfassung des Herzogtums das Wort Polen nicht ein einziges Mal gebraucht hat. Als Herzog wurde Friedrich August, König von Sachsen, eingesetzt.

Das Herzogtum Warschau  sollte kein Piemont für Polen werden; es war für Napoleon ein Ausbeutungsgebiet, das „pied à terre“ gegen die drei Teilungsmächte und zugleich künftiges Verhandlungsobjekt. Der „Befreier“ hatte dem Herzogtum Lasten auferlegt, die zu einer tiefen wirtschaftlichen Krise führten. Dazu wurde dem Herzogtum keine friedliche Atempause geschenkt. Bereits 1809 brachte der Krieg Napoleons mit Österreich neue Schäden und wirtschaftliche Erschöpfung, andererseits mußte Österreich im Frieden von Schönbrunn (14.10.1809) das bei der Teilung von 1795 erhaltene Galizien an das Herzogtum abtreten. Als Napoleon den Krieg mit Rußland antrat, waren die Finanzen des Herzogtums völlig erschöpft; trotzdem mußte man die Grande Armee verpflegen, was einen Kostenaufwand von 20 Millionen Zloty, d.h. mehr als das normale Budget, erforderte. Nach der Niederlage Napoleons besetzten russische Truppen im Januar 2812 das Herzogtum; die polnische Verwaltung blieb jedoch weiterhin bis Mitte 1815 in Tätigkeit, nur der Herzog Friedrich August wurde durch einen „Höchsten Rat“ ersetzt, allerdings stand diesem ein russischer General, Lanskoj, vor. Die Lasten des Krieges blieben, die Requirierungen erreichten die Höhe von 4 Millionen Zloty im Monat.

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