„Wie ich noch dalag, purzelte Uhland hinterdrein…“
Die Postwagenreise im Spiegel zeitgenössischer Quellen
Ausgabe
Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Südwest, 1997
Autor: Ricarda Haase
Seiten: 34-40
„Himmlischer Vater! Du weißt, daß ich diese meine Reise nicht aus Leichtfertigkeit, Fürwitz und Geist, sondern aus dringender Not und Erforderung meines Berufes auf mich genommen, darum bitte ich Dich, bewahre mich auf der Straße vor Räubern, böser Gesellschaft, Vergiftung u. dgl. Gefährden, item vor ungeschlachteten Wettern, gefährlichen Ungewittern und vor Verwirrung und gar dunklen Mächten. Hieneben beschirme mich auch in allen Herbergen und Wirtshäuser vor Dieben und schalkhaften Wirten, bösem Geruch und allen anfallenden Seuchen, auf das ich meinen angesetzten Ort mit Glück und Leibesgesundheit erreichen möge. (…)“
Betont dieses Gebet vom Beginn des 18. Jahrhunderts noch ausdrücklich die Gefahren des Reisens und seine Notwendigkeit aus Erwerbsgründen, so ändert sich die Einstellung zum Reisen in den folgenden Jahrhunderten entscheidend. Denn trotz drohender Unannehmlichkeiten oder gar Gefahren entwickelt sich nun im Bürgertum geradezu ein Reisefieber. Ein Reisen um des Reisens willen ohne ökonomische Begründung wird – so 1762 ein Zeitgenosse – eine „fast epidemische Seuche“. Wer nicht zu Pferd unterwegs ist oder zu Fuß reist, nimmt den Postwagen.
(…)