Die Residenz in Brüssel und der gesellschaftliche Aufstieg des Hauses Thurn und Taxis

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1967

Autor: Max Piendl

Seiten: 31-42

Im 17. Jahrhundert werden die Voraussetzungen für den Aufsteig in der gesellschaftlichen Stellung des Hauses Taxis geschaffen. Dies beginnt mit der Erhebung Leonhards I. in den erblichen Reichsfreiherrnstand durch ein Diplom Kaiser Rudolfs II. vom 16. Januar 1608. Schon der Sohn Lamoral erlebt noch wenige Wochen vor seinem Tod die Verleihung des erblichen Reichsfreiherrnstand durch ein Diplom Kaiser Rudolfs II. vom 16. Januar 1608. Schon der Sohn Lamoral erlebt noch wenige Wochen vor seinem Tod die Verleihung des erblichen Reichsgrafenstandes durch Kaiser Ferdinand II. Allein die prachtvolle Kaiserurkunde, ausgefertigt am 8. Juni 1624, mit der Goldbulle zeigt in gewissem Sinne den neuen gehobenen Rang des Hauses Taxis. Sicherlich hat den Aufstieg in den Grafenstand die Verleihung des Reichspostgeneralates als Erbmannlehen durch Kaiser Matthias (27. Juni 1615) sehr gefördert. Wenn Graf Leonhard II. mit Alexandrine, Tochter Philiberts de Rye, Grafen de Varax, verheiratet ist, zeigt das deutlich, daß sich der rasche gesellschaftliche Aufstieg des Hauses auch in der Wahl der Ehefrauen aus gehobenerem Adel gegenüber früher ausdrückt.

Nach dem frühen Tod des Grafen Leonhard II. verwaltet Gräfin Alexandrine das schwierige Amt des Erbgeneralpostmeisters umsichtig für ihren Sohn. Neben der weisen Regentschaft und den Aufgaben für eine ausgezeichnete Erziehung des Sohnes sieht die Gräfin auch die Pflege der dynastischen Tradition des Hauses als Ehrenpflicht. Bereits im ersten und zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts stellen die spanischen und italienischen Genealogen Alonso Lopez de Haro, Francesco Zazzera und Gio.Pietro Crescenzi die Abstammung der Familie Taxis von der Torrianu (della Torre, de la Tour, vom Thurm bzw. Thurn) fest, die bis zu ihrer Vertreibung durch Kaiser Heinrich III. und das Haus Visconti im Jahre 1311 in Mailand und in einem großen Teile der Lombardei fast unbeschränkt geherrscht hatten. Der gelehrte Kanonikus Julius Chifletius von Besancon und Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies wird von Gräfin Alexandrine mit der Bearbeitung eines geneaologischen Werkes betraut, das den Nachweis der verwandtschaftlichen Verbindung der Häsuer Taxis und Torriani erbringen soll. Der Rubensschüler und Hofmaler der Taxis, Nicolaus Van der Horst, liefert zu diesem Band, der 1645 in Antwerpen gedruckt wird, Buchtitel und Text-Illustrationen.