Die Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität München

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Des Märchenkönigs Pläne

Die Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität München

Ausgabe

DAS ARCHIV 4/2019

Autorin: Heinrike Paulus

Seiten: 76-79

Circa eine halbe Million Zeichnungen, rund 200 000 Fotografien und circa 1 500 Modelle, damit zählt die umfangreiche Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität München (TUM) zu den größten ihrer Art in Deutschland.

Die Anfänge des „Architekturmuseums“ – wie die Sammlung seit 1989 heißt – liegen in den Regierungsjahren von König Ludwig II. von Bayern (1845−1886), der unter dem Beinamen „Märchenkönig“ heute mehr denn je wie ein Popstar gefeiert wird. Doch dieser beschönigende und klischeehafte Titel wird seiner Regentschaft nicht gerecht, auch wenn der architekturbegeisterte Herrscher wahrlich märchenhafte Schlösser erbauen ließ. Lange unbeachtet blieb trotz seines internationalen Ruhms, wie sehr Ludwig an den Fortschritt glaubte und sich für Technik begeistert hat. Während seiner Regierungszeit 1864 bis 1886 hat er öffentliche und private Bautätigkeiten unterstützt und gefördert. Teilweise hat er sie aktiv begleitet und mitunter auch maßgeblich beeinflusst, „von Brückenbauten angefangen über Kasernen, Kliniken, Kirchen und Synagogen bis hin zu Bahnhöfen, Industriebauten und Arbeitersiedlungen“, so schreibt Professor Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums und Professor für Architekturgeschichte an der TUM, im Vorwort des Ausstellungskatalogs Königsschlösser und Fabriken. Ludwig II und die Architektur zur gleichnamigen Schau, die bis Januar 2019 in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen war. Auf Initiative des Bayernkönigs wurde 1868 die Neue Polytechnische Schule gegründet, zu der eine Architektur-Fakultät gehörte. „Ludwig II. wollte damit die technische Entwicklung fördern“, sagt die Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Architekturmuseums Katrin Bäumler. „Im Zuge der Reformen wurde auch die Architektenausbildung um technische Gesichtspunkte erweitert.“ Für eine Lehrsammlung zu Unterrichtszwecken schenkte er der Fakultät ein Konvolut architektonischer Zeichnungen. „Zur Schenkung Ludwigs gehörten etwa Pläne und Modelle von Gottfried Semper für das kurz zuvor gescheiterte Richard-Wagner-Festspielhaus in München“, fährt Bäumler fort, die sich als Kuratorin der Ausstellung „Königsschlösser und Fabriken“ intensiv mit der Historie des Architekturmuseums befasst hat. 

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