Die Sonderausstellungen des Bundespostmuseums im Jahre 1966

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1967

Autor: Gottfried North, 6 Frankfurt am Main

Seiten: 56 – 62

Vorbemerkungen

Das Bundespostmuseum in Frankfurt am Main veranstaltet seit dem Jahre 1963 Sonderausstellungen, die sich einer zunehmenden Beleibtheit erfreuen. In diesen Ausstellungen werden den Besuchern Gegenstände gezeigt, die sonst in Magazinen und im Archiv aufbewahrt werden und der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Über die Sonderausstellungen der vergangenen Jahre wurde seither im „Archiv für das Post- und Fernmeldewesen“ berichtet. Damit ein größerer Interessentenkreis Einblick in die Ausstellungstätigkeit des Bundespostmuseums gewinnen kann, werden die zusammenfassenden Berichte in Zukunft in dieser Zeitschrift veröffentlicht werden. Folgende Themen wurden in den Jahren 1963 – 1965 behandelt: „reisepässe und Reisebücher aus dem 17. bis 19. Jahrhundert“, „Aus dem Alltag des Postillions“, „Postsparkasse in aller Welt“, „Hundert Jahre Internationale Fernmelde-Union“, „Postkarten und Ansichtskarten“.

Vom Boten zum Briefträger

Die Reihe der Sonderausstellungen begann bereits am 8. Februar mit einem Überblick über das Fußbotenwesen. Bevor der Postverkehr allgemein geregelt wurde, standen amtliche und private Boten im Dienste der Nachrichtenübermittlung. Noch heute ist der aus der Antike bekannte Götterbote Hermes, dem die Lateiner Merkur genannt haben, das Symbol des moderen Botenwesens.

Verschiedene Blätter der Heidelberger Liederhandschrift schildern das Botenwesen im Mittelalter, in dessen früher Zeit Boten den Kurierdienst zwischen den Fürstenhofen wahrnahmen. Die Nachrichten der Klöster überbrachten Klosterboten. Sie unternahmen ausgedehnte Reisen zu den anderen Klöstern und nach Rom und galten als äußerst zuverlässig. Häufig führten sie Pergamentstreifen mit sich, die auf eine hölzerne Rolle aufgewickelt wurden. Auf dieser „Rotula“ vermerkte jedes Kloster Nachrichten von allgemeinen Interesse, teilte die Namen der verstorbenen Klosterbrüder mit und bescheinigte die Ankunftszeiten der Boten. Die in der Austellung gezeigte Rotula des Klosters St. Lambrecht in der Obersteiermark ist 5m lang und enthält 240 Empfangsbescheinigungen. Der Bote war vom 7. Juli 1501 bis Anfang April 1502 unterwegs und besuchte Klöster in Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreichm Süddeutschland und im Rheinland.