Die Straßburger Intinerarsammlung Sebastian Brants aus dem ersten Viertel des 16. Jahrunderts

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1966

Autor: Dr.Herbert Krüger, 63 Giessen

Seiten: 2 – 31

In seiner anschaulich illustrierten, aufschlußreichen Abhandlung über die „Louffende Botten“ der Straßburger Stadtbotenordnung aus dem Spätmittelalter und der beginnenden Neuzeit hat H. Gachot verdienstvollerweise auch auf das „Postkursbuch des Sebastian Brant“ aufmerksam gemacht. Als Stadtschreiber bzw. Kanzler seiner Heimatstadt habe der als Autor des „Narrenschiffs“ weit bekanntgewordene Humanist zwischen den Jahren 1513 und 1521 für die laufenden Boten ein „Kursbuch mit Angabe der von Straßburg nach Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich ausgehenden Poststraßen“ verfaßt. Diesen Hinweis des Straßburger Forschers wollen wir zum Anlaß nehmen, um mit der Darlegung dieser frühen deutschen Quelle zur Straßen- und Verkehrsgeschichte Mitteleuropas einer längst fälligen Verpflichtung nachzukommen. Denn eine solche besteht zweifellos von seiten der historischen Straßenforschung gegenüber diesem Werk des bedeutenden deutschen Humanisten aus dem vorreformatorischen Straßburg. Verdanken wir die Kenntnis der beim Archivbrand des Jahres 1871 vernichteten Originalquellen des Straßburger Stadtbotenamtes doch einzig dem Umstand, daß sie bald nach 1500 von Sebastian Brant für ein umfangreiches Geschichtswerk zusammengeschrieben wurden. Nach Brants Tode wurde diese Zusammenstellung von Caspar Hedio seiner eigenen weitgespannten Chronik eingefügt und im Jahre 1543 in Straßburg gedruckt. Obowhl Brants Werk in dieser Form nicht allzu schwer zugänglich gewesen wäre, ist dieses interessante frühe Itinear straßengeschichtlich bisher noch nicht gebührend gewürdigt worden.

Ehe wir auf diese Straßburger Itinerarsammlung in ihren Einzelheiten eingehen, stellen wir unter Benutzung früherer Ausführungen zunächst die wichtigsten Lebensdaten unseres Autors zusammen. Im Jahre 1458 in Straßburg geboren und seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Basel als Professor und praktischer Jurist tätig, wird Brant im Jahr 1501 als Syndikus bzw. Stadtschreiber und Kanzler in seiner Vaterstadt berufen. Dieses verantwortungsvolle Amt hat er bis zu seinem Tode im Jahr 1521 erfolgreich verwaltet. Dem Kaiser Maximilian besonders vertraut, mit dem Titel eines Kaiserlichen Rates und einem jährlichen Gehalt ausgezeichnet, führte er manche diplomatische Mission durch, die ihn, was uns hier besonders interessiert, häufig deutsche Lande durchqueren ließ. Allgemein bekannt wurde Sebastian Brant durch das 1494, also noch während seiner Basler Zeit erschienene „Narrenschiff“, während er als Autor lateinischer Dichtungen und rechtskundlicher Werke weniger bekanntgeworden  ist.

 

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