Die „Strickmädle“ von Mutterstadt

Eine Spulmaschine erinnert an das Lebenswerk einer Familie

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/2023

Autorin: Anne Mahn

Seiten: 67 – 69

Im Juli 2022 starb, kurz nach ihrem Ehemann Leo, in Mutterstadt Christine Geiger, geborene Köhl. Der Artikel ist ihr und ihrer Lebensleistung gewidmet. Schon vor einigen Jahren, als ihre Erinnerungen als selbstständig tätige Textilarbeiterin und Mutter in die Sammlung des TECHNOSEUM übergingen, klagte die damals 88-jährige fast verwundert darüber, dass sie nicht mehr alles so schaffe wie früher – sogar das Stricken von Socken als Weihnachtsgeschenke hatte sie aufgegeben. Doch Kraft für ein Interview mit witzigen Bonmots hatte sie damals noch.

Was bleibt, ist eine Spulmaschine, die man in der Produktion von Textilien brauchte, um Garne von mehreren Hülsen auf eine einzelne, auch Kopse genannte Hülse zu übertragen. Die mit buntem Garn gefüllten Räder der Spulmaschine in der Sammlung des TECHNOSEUMS sahen aus, als seien sie erst gestern angehalten worden – die Kopse mit Magenta-, Türkis- und dunkelblauen Garnen wirken knallfarben modern. Dabei ist das 1954 gegründete Unternehmen der drei Frauen der Familie Köhl seit 1990 stillgelegt. Im Keller stand noch lange eine mittelgroße Webmaschine, die ganz große war bereits verwertet worden. Funktionssüchtig war die Maschine aus den 1960er-Jahren noch, doch das Augenlicht von Christine Geiger hatte nachgelassen, die Hände waren mit den Jahren steif geworden.

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