Digital Detox

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Digital Detox

Vom Rückzug aus der Bildschirmwelt

Ausgabe

DAS ARCHIV 1/2020

Autorin: Anjuli Spieker

Seiten: 30-35

Smartphone, Notebook und PC sind im Alltag der meisten Menschen im Dauereinsatz, ihre Nutzer*innen im Prozess ständiger Vernetzung. Zwischen Arbeits-E-Mails, Social-Media-Chat und der Nutzung von ständig verfügbaren Unterhaltungsangeboten fällt es schwer, sich zu konzentrieren – auf eine Aktivität oder auf das Gegenüber. Mehr und mehr Menschen, denen dies bewusst wird, versuchen es mit „Digital Detox“– der digitalen Entgiftung. Das klingt nach Abhängigkeit und kaltem Entzug – ist das die Lösung im Umgang mit Medien?

Eine nicht ganz ernst gemeinte Methode, um den eigenen Smartphone-Gebrauch zu drosseln: die „Telefonzelle“, in die das Handy eingesperrt wird.

Es ist kompliziert: Jedes Verhalten kann in die Sucht abgleiten, so eine Grunderkenntnis der Sozialmedizin. Wann und warum aber sollte Mediennutzung schädlich sein und negative Folgen haben? Was ist „normal“ und was zu viel Konsum? Und gab es die Unkenrufe, wonach der Comic die Jugend verderbe, Fernsehen viereckige Augen mache und zu viele Ballerspiele Gewalt evozierten, nicht schon lange, bevor es Smartphones gab?

„Um den Medienalltag aus psychologischer Sicht angemessen zu beschreiben und mögliche Chancen und Risiken zu erfassen“, so der Schweizer Psychologieprofessor Daniel Süss, „müssen die Mediennutzungsgewohnheiten von Individuen im Kontext ihrer Lebenswelten eingeordnet werden.“ Das Wohlbefinden der Nutzer hänge davon ob, ob sie eine „Life-Domain-Balance“ zwischen On- und Offline-Welten herzustellen imstande seien. Wobei Life-Domain-Balance eine Erweiterung der Work-Life-Balance darstellt: ein Körper-Geist-Seele-Modell, das davon ausgeht, dass es mehr Lebensbereiche und lebenswichtige Zusammenhänge gibt als Arbeit und Privatleben, die man für ein gesundes und glückliches Leben in Einklang bringen sollte.

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