Ein (fast) vergessener Ort

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Ein (fast) vergessener Ort

Die Rohrpostmaschinenstation im Keller des Museums für Kommunikation Berlin

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2022

Autor: Wenke Wilhelm

Seiten: 58 – 60

Im Museum für Kommunikation Berlin, Leipziger Straße/ Ecke Mauerstraße, das über Jahrzehnte hinweg rekonstruiert und saniert wurde, gibt es im Keller des Verwaltungstrakts einen einzelenen Raum, der von Modernisierungs- und Umbauarbeiten nahezu unberührt blieb: hinter einer unscheinbaren grauen Tür befindet sich der Rohrpostkeller des ehemaligen Postamts W66 – wohl genauso, wie er 1973 verlassen wurde. Es handelt sich vermutlich um die einzige noch vorhandene Maschinenstation der Berliner Stadtrohrpost – der ehemals größten Rohrpostanlage der Welt – und damit um ein einzigesartiges Industriedenkmal des 20. Jahrhunderts.

Die beiden Antriebsstationen mit Elektromotoren und Luftverdichtern auf einem gemeinsamen Fundament mit Federschwingungsdämpfern

Die mit Marmorplatten isolierte Vorderseite der Steuerungstafeln

Die Rohrpost entstand, nachdem sich die elektrische Telegrafie in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich etabliert hatte. In Berlin und anderen Großstädten trafen blitzschnell telegrafische Nachrichten aus der ganzen Welt ein, die aber dann, wegen fehlender Transportmittel und verkehrsverstopfter Straßen, unangemessen viel Zeit für die Weiterleitung und Zustellung innerhalb der Stadt benötigten. Es bedurfte eines neuen, effektiven innerstädtischen Transportmittels – der Rohrpost. Ohne großen Personalaufwand beförderte sie Telegramme, Briefe und Postkarten in speziellen Büchsen mittels Druckluft durch Rohrleitungen. Einhundert Jahre lang spielte diese Art der Postbeförderung in Berlin eine zentrale Rolle im innerstädtischen Nachrichtenverkehr.

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