„Frau Nachbarin kommt mit der Post“
Ein Rückblick auf den Zustelldienst der Deutschen Post in den fünfziger und sechziger Jahren
Ausgabe
Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 1999
Autor: Willi Melz
Seiten: 87-97
Selten ist die Deutsche Post in der ehemaligen DDR von der Presse – außer in den kritischen Leserzuschriften – so stark beachtet worden. „Hausfrauen helfen der Post“, „Frau Nachbarin kommt mit der Post“, „Die Wohnblockzustellung der Post bestand ihre erste Probe gut“; das sind Schlagzeilen aus Berliner Tageszeitungen im Sommer 1960. Sie markieren einen ganz entscheidenden Abschnitt in der Geschichte des Zustelldienstes und wecken bei den damals Beteiligten Erinnerungen an stürmische Jahre. Grund genug, einige wichtige Ereignisse aus dieser Zeit besonders unter dem Blickwinkel ihres Einflusses auf die weitere Entwicklung des Zustelldienstes im Osten Deutschlands nochmals hervorzuholen. Wegen der Materialfülle müssen die Ausführungen auf den Zustelldienst in Städten begrenzt werden. Die Zustellung in Landorten und in den dünner besiedelten Randgebieten der Städte sowie die Eil- und Paketzustellung bleiben in diesem Beitrag unberücksichtigt.
Angefangen hat es nach dem Ende des Krieges wie überall in Deutschland. Im Zuge der schrittweisen Wiederaufnahme des Postverkehrs ist auch in der damaligen sowjetischen Besatzungszone der Zustelldienst in der bei der vormaligen Deutschen Reichspost üblicher Form wieder aufgenommen worden. Bei getrennter Brief-, Geld- und Paketzustellung wurden in den Städten werktäglich zwei Zustellgänge mit Briefsendungen und jeweils ein Zustellgang mit Geldsendungen sowie mit Paketen und Päckchen durchgeführt. Die Briefzustellungen begannen im Anschluß an die Posteingänge früh und am frühen Nachmittag. Zeitungen und Zeitschriften stellte die Post nur insoweit gemeinsam mit der Briefpost zu, als die Leistungen des Postzeitungsdienstes von den Verlagen in Anspruch genommen worden sind. In kleinen Städten und auf dem Lande war das sehr verbreitet der Fall.
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