Am „heißen Draht“

Einsichten in die Arbeitswelt des „Fräuleins vom Amt“

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Südwest, 1996

Autorin: Ricarda Haase

Seiten: 9-15

„Ein kulturhistorisches Ereignis von größerer Tragweite steht unserer Stadt bevor!“ So bejubelte am 1. Juni 1882 das „Neue Tagblatt“ die Eröffnung der Fernsprechanstalt in Suttgart, der ersten in Württemberg. Das 75 Teilnehmer umfassende Verzeichnis nennt fast nur Banken und Firmen als Kunden des neuen Mediums, denn als Mittel zur privaten Kommunikation war das Telefon in seinen Anfängen noch nicht entdeckt. Während der ersten zehn Monate wurden daher in Stuttgart täglich auch nur 144 Verbindungen hergestellt. Ferngespräche blieben noch länger bedeutungslos; erst 1896 richtete man ein eigenes Fernamt ein.

Vermittelt wurden die Gespräche im Fernsprechamt. Dort standen große Schränke, sogenannte Vermittlungsschränke, an denen von Hand, also durch ein „lebendiges Relais“, die Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern hergestellt wurde. Die erste Generation von Vermittlungsschränken bildete der sogenannte Klappenschrank. Er hieß deshalb so, weil er für jeden Teilnehmer eine Fallklappe als Anrufzeichen besaß. Fiel die Klappe, wurde die darunterliegende Nummer des Anrufenden sichtbar. Mit Stöpselschnüren konnten die ungefähr 50 Teilnehmer eines Schrankes miteinander verbunden werden.

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