Fernsprechapparate für einfache Hauptanschlüsse

Vom Anfang bis zur Gegenwart

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1984

Autor: Manfred Bernhardt

Seiten: 40 – 60

Als am 12. Januar 1881 die erste Stadtfernsprechanlage im deutschen Reichs-Postgebiet in Berlin probeweise mit 8 Teilnehmern in Betrieb genommen wurde, war der Glaube an ein Gelingen dieses Unterfangens nicht sehr groß. Doch es zeigte sich recht bald, daß ein gewisses Interesse an diesem neuen Kommunikationsmittel bestand, und es folgten noch im gleichen Jahr Fernsprechanlagen in Mühlhausen/Elsaß am 24. Januar sowie in Hamburg, Frankfurt am Main, Breslau, Köln und Mannheim. Die Gebühr für einen einfachen Anschluß betrug 200 M pro Jahr, wenn die Leitung nicht länger als 2 km war. Für jeden weiteren Kilometer oder einen Teil davon mußten zusätzlich 50 M im Jahr bezahlt werden. Die Fernsprechapparate für einen solchen einfachen Anschluß, heute sagt man „Hauptanschluß“, und ihre wesentlichen Veränderungen sollen in diesem Beitrag näher eräutert werden. Dargestellt werden sie durch ein dokumentarisches Foto nebst Schaltbild. Die Folge der Beschreibung richtet sich nach dem chronologischen Ablauf. Die Schaltbilder sind absichtlich in der zu dieser Zeit gültigen Form wiedergegeben. Eine genaue Auflistung aller jeweils bei der Post benutzten Apparate würde den Rahmen eines solchen Beitrages sprengen. Daher werden nur Standardapparate beschrieben, die ohne zusätzliche Kosten eingerichtet wurden und werden.

Das Titelfoto zeigt die erste Ausführung eines solchen Fernsprechapparates für private Teilnehmer an einer Stadt-Fernsprech-Einrichtung. Das Wandgehäuse bestand aus poliertem Nußbaumholz und wurde bis Ende 1881 gefertigt. Der als „Mikrofon“ eingebaute Fernhörer und der vorne angehängte eigentliche Fernhörer sind baugleich. Es handelt sich um die schon lange in der Reichs-Telegrafenverwaltung (R.T.V.) benutzten Siemenshörer, deren detaillierte Beschreibung im Archiv für deutsche Postgeschichte Heft 2/83 zu finden ist. Der aus der Vorderwand herausragende Knopf dient zum Anrufen des Vermittlungsamtes, wozu allerdings eine Batterie beim Teilnehmer notwendig war. Der Stromlauf zeigt den einfachen Aufbau der Apparate, wobei „m“ den Spindelblitzableiter darstellt. Die Verbindung zum Vermittlungsamt war bis 1899 eindrähtig, als Rückleiter benutzte man die Erde.

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