„Gast Herberg“, Posthalterei und Wirtschaft | Die wechselhafte Geschichte der „Klosterpost“ in Maulbronn

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2023

Autorin: Martin Ehlers

Seiten: 58 – 63

Das Kloster Maulbronn ist eine ehemalige Zisterzienserabtei in der Ortsmitte von Maulbronn im Enzkreis Baden-Württemberg. Es ist so gut erhalten, dass es Besuchende förmlich ins Mittelalter zurückversetzt. Wer sich für seine Geschichte interessiert, kann diese vor Ort oder per App mit Smartphone oder Tablet erkunden. Videos und Audios eröffnen den Blick hinter die imposanten Mauern der UNESCO-Welterbestätte. Die Geschichte der „Klosterpost“, vor dem Klostergelände gelegen, hat Martin Ehlers, Archivar in Maulbronn, erkundet.

Ansichtskarte mit Motiven aus Maulbronn, geschrieben 1902

In Maulbronn konnten bis ins 19. Jahrhundert hinein die Durchreisenden nur in der vor dem Klostertor gelegenen Klosterherberge ein Nachtquartier finden. Gegenüber lag ein im 18. Jahrhundert als öd und verfallen beschriebenes „Hofstättlein“ mit einem Häuschen, „darinn die angekommenen Arme[n] logi[e]rt worden“. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Maulbronn wegen seiner Tallage von den Postkutschen umfahren; deren Stationen lagen in Illingen und Knittlingen. Demzufolge gab es hier keinen Durchgangsverkehr. Oberhalb des Klosters verlief aber die von Lienzingen über Schmie nach Knittlingen führende Rote Straße oder Kaiserstraße. Dabei handelte es sich um die Fernhandelsstraße von Augsburg, Cannstatt, Sepyer zum Mittelrhein beziehungsweise nach Frankfurt am Main, die vermutlich noch aus römischer Zeit stammte.

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