Hacker, Stifter, Babos und Gschaftlhuber

Redewendung zur Arbeit- und was dahintersteckt

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2022

Autor: Rolf-Bernhard Essig

Seiten: 14 – 17

So alltäglich unsere beruflichen Anstrengungen sind, so alltäglich sind die Bezeichnungen dafür. Umso mehr erstaunt es, dass eine Fülle dieser Ausdrücke gar nicht so leicht zu erklären ist. Hat der Faulenzer wirklich etwas mit dem „faulen Lenz“ zu tun, den sich jemand macht? War der erste Gschaftlhuber ein Herr namens Huber? Man muss kein typischer Nerd – ein Wort, dessen Ursprung sehr umstritten ist – sein, um auf diese und viele weitere Fragen eine zufriedenstellende Antwort zu finden; besonders fleißig allerdings schon.

Zu arbeitsamen Leuten sagte man früher im Südwesten Deutschlands: „Der isch vo Schaffhause, ned vo Ruhestetten.“ Das Spiel mit den sprechenden Ortsnamen funktioniert natürlich in den Gegendenm wo „schaffen“ das übliche Wort des Dialekts und der Alltagssprache für „arbeiten“ ist. Man denke an die Redensart „Der, oder die, hat’s Schaffe au ned erfonda“. Aber, „etwas schaffen“ im Sinne von „etwas erreichen“ passt genauso in diesen Zusammenhang. Beide Begriffe hängen im Ursprung mit dem schönen Wort „Schöpfung“ zusammen. Nicht zufällig sehen viele Handwerker in Gott ihren ersten Vertreter. Das gilt für die Töpfer, weil Gott die Menschen aus Lehm formte, und für die Drechsler, weil er die Weltkugel gedrechselt haben soll. Besonders oft begegnet man der Vorstellung vom schaffenden Schöpfer in der Redensart „dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen“. Pfuscher kennen wir und natürlich den berühmten „Pfusch am Bau“, aber was steckt hinter dieser Bezeichnung? Es geht ums Handwerk. Hier beschimpfte und verfolgte man bereits Ende des 14. Jahrhunderts „Pfuscher“. Das waren Leute, diie ohne Erlaubnis, ohne rechte Ausbildung, gar heimlich ein Handwerk betrieben, die stümperhaft arbeiteten und mangelhafte Werkstücke produzierten. Der schon im 16. Jahrhundert sprichwörtliche Begriff entstand wohl in Zusammenhang mit dem lautmalerischen Wort „futsch“. Das ahmte eine rasche, zischende oder schwirrende Bewegung nach, wie wenn ein Vogel davonflattert. Was „futsch“, also fort war, hatte keine Bedeutung mehr, und das war die Basis für „Pfusch“ als einen neuen Fachbegriff für Minderwertiges im Handwerk. Vielleicht spielte außerdem ein lautmalerisches „pfusch“ eine Rolle, das dem Geräusch reißenden schlechten Tuches ähnelte. „Pfusch“, „pfuschen“, „Pfuscherei“ und „Pfuscher“ bezeichneten dann bis weit ins 18. Jahrhundert in einem eindeutig rechtlichen Sinn die nicht zunftgemäß Geprüften oder Arbeitenden und deren Tätigkeit sowie Ergebnis. Wie sagt das alte Sprichtwort? „Pfuscher sind Huscher.“ Heute sind es einfach und ganz allgemein nur noch schlampige, schlecht ausgebildete Arbeiter bis hin zu Ärzten, die man „Kurpfuscher“ schimpft.

 

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