Heinrich von Stephan – sein letzter Lebensabschnitt

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1997/1

Autor: Gottfried North

Seiten: 21-33

Am 8. April 1897 – vor hundert Jahren – ist Heinrich von Stephan, Staatssekretär des Reichspostamts, verstorben. Im Rahmen dieses Beitrags kann seine Lebensgeschichte und sein Wirken nicht dargestellt werden. Über Stephan sind unzählige Artikel, Bücher und sonstige Würdigungen geschrieben worden, auch in unseren Heften sind viele Veröffentlichungen erschienen. Wir wollen uns deshalb nur mit einem kleinen Teilabschnitt seines Lebens, mit dessen Ende und dem Gedenken an ihn danach beschäftigen. Hierzu greifen wir auf zum Teil unveröffentlichtes Quellenmaterial zurück.

Nur wenig bekannt ist, daß sich bei Stephan im Jahr 1883 bereits erste, leichte Spuren einer Zuckerkrankheit gezeigt haben. Seine Aktivitäten wurden allerdings dadurch kaum gebremst. Wiederholt suchte er die Karlsbader Heilquellen auf und konnte damit ein rascheres Fortschreiten der Krankheit verhindern. Eine Furunkulose an verschiedenen Stellen seines Körpers im Winter 1895/96 benötigte außergewöhnlich lange Zeit zur Heilung. Vermutlich ist eine Bemerkung Stephans in einem Brief vom 23. Januar 1896 an seine Schwester auch darauf zu beziehen: „Der Schnitt von dem Doktor an meinem Halse ist nun Gott lob zu geheilt ich habe tüchtig Schmerzen gelitten…“

Wegen einer Entzündung an der vierten Zehe des rechten Fußes konnte Stephan 1897 zum Geburtstag des Kaisers Wilhelm II. (27. Januar) an der Gratulationscour nicht teilnehmen. Doch in den folgenden Tagen, am 28., 29. und 30. Januar, erschien er persönlich im Reichstag, um bei den Haushaltsverhandlungen den Postetat zu verteidigen. Entgegen dem Rat seines Hausarztes, des Geheimen Sanitätsrats Dr. Aschoff, hatte Stephan sich einen bequemen Schuh anfertigen lassen und stand während der stundenlangen Debatten, mit dem kranken Fuß auf einem Stuhl kniend, den Abgeordneten Rede und Antwort.

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